Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Hämatinōn“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 3637
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Hämatinōn. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 36–37. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:H%C3%A4matin%C5%8Dn (Version vom 08.01.2023)

[36] Hämatinōn (Porporino), rote, undurchsichtige, harte, sehr politurfähige Glasmasse, welche von den Alten zu Fußbödenmosaiken, Wandbekleidungen und Prunkgefäßen vielfach verwendet wurde. Pettenkofer erhielt eine ganz ähnliche Glasmasse durch Zusammenschmelzen von Kieselsäure, Kalk, Bleiglätte und Soda sowie Hinzufügen von Kupferhammerschlag, Eisenhammerschlag und etwas Kohle. Die beim Erkalten leberbraune Masse nimmt nach dem Erhitzen bis zum Erweichen und darauf folgenden sehr langsamen Abkühlen die prächtig rote Farbe an. Das H. [37] enthält metallisches Kupfer, dessen Partikelchen so klein sind und so dicht nebeneinander liegen, daß sie eine gleichmäßig rote Färbung hervorbringen und das Glas vollständig undurchsichtig machen. Das H. läßt sich gießen und an der Glasmacherpfeife verarbeiten, auch schneiden und schleifen. Beim Umschmelzen geht die rote Farbe verloren und kann auf keine Weise wiederhergestellt werden. Wird bei der Darstellung des Hämatinons ein Teil der Kieselsäure durch Borsäure ersetzt, so erhält man eine dunkel schwarzrote Grundmasse mit prächtig funkelnden Kristallisationen. Dieser Astralit erinnert vielfach an das alte venezianische Aventuringlas (s. d.), welches man erhält, wenn man geschmolzenes H. mit so viel Eisenfeile mischt, daß etwa die Hälfte des darin enthaltenen Kupfers reduziert wird, und es dann längere Zeit im Zustand der Weichheit erhält.