Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Häckel“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 7 (1887), Seite 989990
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Häckel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 989–990. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:H%C3%A4ckel (Version vom 06.07.2022)

[989] Häckel, Bergmannswerkzeug, s. Parte.

Häckel, Ernst, Naturforscher, geb. 16. Febr. 1834 zu Potsdam, studierte seit 1852 Medizin und Naturwissenschaft in Würzburg, Berlin und Wien, ließ [990] sich als Arzt in Berlin nieder, widmete sich aber bald ausschließlich der Naturwissenschaft, lebte zu diesem Zweck 1859 und 1860 in Neapel und Messina, habilitierte sich 1861 als Privatdozent der Zoologie in Jena und erhielt 1862 die außerordentliche und 1865 die ordentliche Professur der Zoologie daselbst. Größere wissenschaftliche Reisen unternahm er nach Lissabon, Madeira, Teneriffa, Gibraltar, nach Norwegen, nach Syrien und Ägypten, nach Corsica, Sardinien und Ceylon. H. war einer der ersten Fachgelehrten Deutschlands, welche sich rückhaltlos für die Darwinsche Lehre aussprachen, und zog sogleich jene Konsequenzen derselben, mit welchen Darwin selbst, wahrscheinlich aus Opportunitätsrücksichten, anfänglich zurückhielt. H. hat eine große Anzahl naturwissenschaftlicher Detailforschungen ausgeführt; seine große Bedeutung liegt aber nicht sowohl in seiner glücklichen Beobachtungsgabe als in dem Vorwiegen eines spekulativen Zugs, welcher ihn vor unbewiesenen Schlüssen nicht zurückschrecken läßt, falls sie ihm nur logisch erscheinen. Häckels wichtigste Lehre ist die von der durchgreifenden Bedeutung der Entwickelungsgeschichte des Einzelwesens für die Aufhellung der Stammesgeschichte, indem er erstere als eine abgekürzte Wiederholung der letztern betrachtet. Er hat Stammbäume der einzelnen Tier- und Pflanzenabteilungen bis in ihre Familien hinein ausgeführt und aus den Entwickelungszuständen sogar Tiertypen abgeleitet, die thatsächlich gar nicht mehr existieren. Häckels Versuche, die ganze lebende Welt unter Einen Gesichtspunkt zu sammeln, haben viele Anhänger und viele Gegner gefunden; aber allgemein gilt H. als der hervorragendste Forscher auf dem Gebiet des Darwinismus. Er schrieb: „Die Radiolarien, eine Monographie“ (Berl. 1862); „Beiträge zur Naturgeschichte der Hydromedusen“ (Leipz. 1865); „Generelle Morphologie der Organismen“ (Berl. 1866, 2 Bde.); „Natürliche Schöpfungsgeschichte“ (das. 1868, 7. Aufl. 1879); „Studien über Moneren und andre Protisten“ (Leipz. 1870); „Über die Entstehung und den Stammbaum des Menschengeschlechts“ (4. Aufl., Berl. 1881); „Entwickelungsgeschichte der Siphonophoren“ (Utrecht 1869); „Über Arbeitsteilung in Natur und Menschenleben“ (Berl. 1869); „Das Leben in den größten Meerestiefen“ (das. 1870); „Die Kalkschwämme, eine Monographie“ (das. 1872); „Anthropogenie, Entwickelungsgeschichte des Menschen“ (3. Aufl., Leipz. 1877); „Ziele und Wege der heutigen Entwickelungsgeschichte“ (Jena 1875); „Arabische Korallen“ (Berl. 1876); „Die Perigenesis der Plastidule“ (das. 1876); „Studien zur Gasträa-Theorie“ (Leipz. 1877); „Die heutige Entwickelungslehre im Verhältnis zur Gesamtwissenschaft“ (Stuttg. 1877); „Das Protistenreich, eine populäre Übersicht über das Formengebiet der niedersten Lebewesen“ (Leipz. 1878); „Gesammelte populäre Vorträge auf dem Gebiet der Entwickelungslehre“ (Bonn 1878–79, 2 Hefte); „Das System der Medusen“ (Jena 1880–81); „Ursprung und Entwickelung der tierischen Gewebe“ (das. 1884). Seine „Indischen Reisebriefe“ (2. Aufl., Berl. 1884) berichten über einen viermonatlichen Aufenthalt auf Ceylon 1881–82.