Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „H“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 7 (1887), Seite 969
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H. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 969. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:H (Version vom 20.05.2021)

[969] H, h, lat. H, h, der Hauch, nach den Ergebnissen der Lautphysiologie ein Kehlkopfgeräusch, das durch Verengerung der Stimmritze entsteht, indem die an den Stimmbändern vorbeistreichende Luft ein Reibungsgeräusch hervorbringt, das sich dann durch den wie bei der Aussprache der Vokale offen stehenden Mund fortpflanzt. Die Griechen nannten den Hauch spiritus asper zum Unterschied von spiritus lenis, womit sie das ganz leise Geräusch bezeichneten, das z. B. auch bei der gewöhnlichen Aussprache der deutschen Vokale durch den vorhergehenden Verschluß der Stimmritze entsteht. Dem spiritus lenis scheint auch das hebräische Schwa zu entsprechen, wie die semitischen Sprachen und Alphabete überhaupt an Hauchlauten und Bezeichnungen für dieselben reich sind; die merkwürdigen arabischen Hauchlaute hat neuerdings der Physiolog Brücke mit dem Kehlkopfspiegel bestimmt, namentlich das Ain, das er mit dem Knarren eines Stiefels vergleicht. Die romanischen Sprachen haben das h ganz aufgegeben (so im Spanischen und Italienischen) oder wenigstens nur schwache Überreste davon bewahrt (im Französischen); doch war im Spanischen das h früher ein häufiger Laut und sogar Vertreter des lateinischen f, z. B. in hijo aus filius. Im Slawischen wechselt h oft mit g, z. B. in gospodar, hospodar. Das h der germanischen Sprachen geht, geschichtlich betrachtet, auf älteres k zurück; so in Horn, engl. horn, got. haurn, lat. cornu. Der Buchstabe h stammt aus dem alten phönikischen Alphabet; die Griechen behielten ihn in ihren ältern Alphabeten als Hauchlaut bei, gaben ihm aber später den Lautwert eines langen e (Eta), während er sich bei den Römern als Hauchlaut erhielt. Die romanischen Sprachen haben selbst in dem Namen des h den Hauchlaut aufgegeben: ital. acca, franz. hache (spr. asch, daraus engl. ache, spr. ētsch), span. ache (spr. ätsche). Über das deutsche Dehnungs-h s. Orthographie.

Abkürzungen.

H als römisches Zahlzeichen bedeutet 200 (gebräuchlicher CC). In römischen Inschriften steht es für Honestus, Hic, Haeres, Homo, Hora, Hadrianus etc. Jetzt ist H in der Buchhaltung zuweilen Abkürzung für „Haben“ (Guthaben, Credit). Auf den neuen deutschen Reichsmünzen bedeutet H Darmstadt, auf ältern französischen Münzen La Rochelle (mit einer Krone darüber, daß sie unter Heinrich III. oder Heinrich IV. geprägt sind). In der Astronomie ist h Abkürzung für hora (Stunde), auf Rezepten früher auch für herba (Kraut). In der Chemie ist H das Zeichen für Wasserstoff (Hydrogenium). Bei botanischen Namen steht es für A. v. Humboldt (s. d.).

H. B. C., früher = Hudson’s Bay Company.
H. B. et K., bei botan. Namen = Humboldt, Bonpland und Kunth.
H. B. M., in England = His (oder Her) Britannic Majesty.
h. e. = hoc est, (lat.), das ist oder bedeutet.
H. et Hochst., bei botan. Namen für J. B. Henkel, geb. 1825, Professor der Pharmazie, gest. 1871 (Koniferen), und Hochstetter.
H. et K., bei botan. Namen für Humboldt und Kunth.
H. E. I. C. S., in England früher = Honourable East India Company’s Service.
H. I. H., in England = His (oder Her) Imperial Highness, „Seine (Ihre) kaiserliche Hoheit“.
h. m. = hujus mensis (lat.), „dieses Monats“, oder = hoc mense, „in diesem Monat“.
H. M., in England = His (oder Her) Majesty, „Seine (Ihre) Majestät“
H. M. P. = hoc monumentum posuit (lat.), „hat dies Denkmal errichtet“.
H. M. S. in England = His (oder Her) Majesty’s Ship, „Seiner (Ihrer) Majestät Schiff“, d. h. englisches Kriegsschiff.
H. P. (oder ), im Maschinenwesen = horse-power (engl.), „Pferdekraft“.
H. R. H., in England = His (oder Her) Royal Highness, „Seine (Ihre) königliche Hoheit“.

H (ital. u. franz. Si), in der Musik der Name eines der sieben Stammtöne des Notensystems und zwar in der modernen Oktaventeilung (von C aus) des siebenten; in der ältern (von A aus) hieß der Ton nicht H, sondern B (s. d.). H kam im 16. Jahrh. statt (B quadratum) in die deutsche Tabulatur. In England, Holland und Schweden heißt der Ton noch heute B.