Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „B“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 2 (1885), Seite 197198
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B. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 197–198. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:B (Version vom 20.05.2021)

[197] B (be), b, lat. B, b, der weiche oder tönende labiale Verschlußlaut. Er wird dadurch hervorgebracht, daß eine aus den Lungen emporgetriebene Luftsäule die Stimmbänder in schwingende Bewegungen versetzt, aber an den fest zusammengepreßten Lippen einem völligen Verschluß begegnet, aus dem sie durch plötzliche Öffnung derselben hervorplatzt. So wenigstens nach der in den meisten Sprachen herrschenden Aussprache des b; es gibt aber auch ein tonloses b, bei dessen Erzeugung die Stimmbänder nicht mitschwingen, und dies ist die in ganz Süd- und Mitteldeutschland sowie am Rhein herrschende Aussprache des b. Bei dieser Aussprache unterscheidet es sich vom p nur durch die geringere Stärke der Artikulation, worauf sich die häufige [198] Verwechselung von b und p besonders in der sächsischen, thüringischen und fränkischen Aussprache gründet. Auch in der ältern deutschen Orthographie zeigt sich dieses Schwanken; ein Überrest hiervon findet sich in der Schreibung vieler Eigennamen, wie Bauer, Pauer, Betz, Petz. Im Auslaut geht auch in der heutigen Aussprache b in p über, z. B. gab (sprich gap). Spachgeschichtlich betrachtet, ist das deutsche b durch die sogen. Lautverschiebung (s. d.) aus aspiriertem b entstanden; im Sanskrit findet sich dafür bh, im Griechischen und Latein meistens f (vgl. z. B. Bruder mit Sanskr. bhrâtar, lat. frater, oder das got. baira mit griech. und lat. fero, Sanskr. bharâmi). Der Name des B ist im Phönikischen Beth, d. h. Haus, Zelt, nach der Gestalt des Buchstaben, daher griechisch Beta.

Abkürzungen.

B oder b: auf römischen Inschriften, Münzen etc. = Balbus, bene, bixit (altertümlich statt vixit), Brutus etc.; in christlichen Inschriften beatus, beata. Als Münzzeichen bedeutet B: auf den neuen deutschen Reichsmünzen Hannover, früher auf preußischen 1750–1822 Breslau, seit 1866 Hannover; auf österreichischen Kremnitz, auf ältern französischen Rouen (Bb Straßburg). In deutschen Kurszetteln steht B für „Brief“, d. h. das betreffende Wertpapier ist zum beistehenden Preis angeboten, zu haben (Gegensatz: G, „Geld“). Auf Wertpapieren mit Beifügung von Serie und Littera bedeutet B eine zweite Emission oder den zweithöchsten Nominalbetrag einer in verschiedenen Stücken ausgegebenen Anleihe. In der Musik steht B für Basso. In der Chemie ist B Zeichen für Bor; bei Aräometerangaben bedeutet B. Baumé. In England ist B. die gebräuchliche Abkürzung für Bachelor (s. d.).

B. A. = Baccalaureus artium, in England Bachelor of Arts, dort der erste (unterste) akademische Grad; dann auch = bonis auspiciis, unter guten Vorbedeutungen.
B. C. = Basso continuo (s. d.).
B. C. L. = Bachelor of Civil Law, in England der erste akademische Grad in der juristischen Fakultät.
bco. = banco, Bank.
B. D. = Bachelor of Divinity, in England etwa s. v. w. Kandidat der Theologie.
B. L. = Baccalaureus Legum, engl. Bachelor of Laws, in England einer der untern akademischen Grade der juristischen Fakultät; dann auch = benevole lector! (lat.), geneigter Leser!
B. L. S. = benevolo lectori salutem! (lat.) dem geneigten Leser Heil oder Gruß!
B. M. = Baccalaureus Medicinae oder Bachelor of Medicine, in England unterster akademischer Grad der medizinischen Fakultät.
b. m. = brevi manu (s. d.); auch = beatae memoriae, seligen Andenkens, und bene misceatur, es werde wohl gemischt.
B. P. D. = bono publico datum, zum Staatsnutzen geschenkt.
B. Sc. = Baccalaureus Scientiae oder Bachelor of Science, in England der unterste für Naturwissenschaften erteilte akademische Grad.
B. S. G. D. G. = breveté sans garantie du gouvernement (Formel der Patenterteilung in Frankreich).

B, in der Musik eigentlich der zweite Ton der Grundskala, d. h. der mit den sieben ersten Buchstaben benannten sieben Stammtöne A, B, C, D, E, F, G; durch ein eigentümliches Mißverständnis (Verwechselung von mit der eckigen Form des = ) ist er aber durch H ersetzt und selbst zum Versetzungszeichen () geworden. In Holland und England hat B noch heute die Bedeutung des Ganztons über A, d. h. unsers H, während wir unter B das um einen Halbton erniedrigte H verstehen. B quadratum (durum) bedeutet in alten Schriften unser H () sowie dessen Gebrauch als Auflösungszeichen, B rotundum (molle) dagegen unser B () und dessen Gebrauch als Erniedrigungszeichen; B cancellatum, das gegitterte B = , ist ursprünglich mit identisch, seit Anfang des 16. Jahrh. davon unterschieden. Der alte Solmisationsname des B ist B fa mi, d. h. entweder B fa (= ) oder B mi (= h); in Italien, Frankreich etc. heißt der Ton jetzt si  (si bémol). Vgl. Solmisation.