Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Grigórjew“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 7 (1887), Seite 739
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Grigórjew. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 739. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Grig%C3%B3rjew (Version vom 26.04.2023)

[739] Grigórjew, 1) Wasilij Wasiljewitsch, russ. Orientalist und Archäolog, geb. 1816 zu Petersburg, studierte daselbst, ward 1836 Dozent des Persischen an der Universität in Petersburg, 1838 Professor der morgenländischen Sprachen am Lyceum zu Odessa, redigierte 1844–52 in Petersburg das „Journal des Ministeriums des Innern“ und ward dann Adlatus des Generalgouverneurs von Orenburg, wo er von 1854 an die Oberverwaltung der Orenburgischen Kosaken leitete. Im J. 1863 zum Professor der Geschichte des Orients an der Petersburger Universität, 1879 zum Geheimrat und Chef des Preßwesens in Rußland ernannt, starb er 2. Jan. 1882. Eine Sammlung seiner in Journalen zerstreuten Aufsätze erschien unter dem Titel: „Rossija i Asia“ (Petersb. 1876). Auch übersetzte er Chondemirs „Geschichte der Mongolen“ (Petersb. 1834) ins Russische und unternahm eine russische Bearbeitung des Teils von Ritters „Erdkunde“, welcher Kabulistan, Kafiristan und Ostturkistan umfaßt (das. 1869–73, 2 Lfgn.).

2) Apollon Alexandrowitsch, russ. Schriftsteller und Kritiker, geb. 1822 zu Moskau, studierte daselbst Jura, erhielt dann eine Anstellung im Senat, gab dieselbe aber bald auf, um sich ganz der Litteratur zu widmen, und starb 25. Sept. (a. St.) 1864 in Petersburg an den Folgen einer wüsten Lebensweise. G. hat in einem Zeitraum von 20 Jahren in den tonangebendsten russischen Revuen alle neuesten Erscheinungen der Litteratur besprochen und mehrere kritische Abhandlungen von Wert veröffentlicht. Eine Auswahl derselben gab Strachow nach dem Tod Grigorjews heraus: „Ssotschinénija Apollóna Grigorjewa“ („Werke von A. G.“, Petersb. 1876). Anfangs ein Parteigänger der Slawophilen, verfocht er später die allgemein-menschlichen Kulturideen. Er ist weder ein Anhänger der rein ästhetischen noch der historischen Schule in der litterarischen Kritik, sondern, wie er sich ausdrückt, der Repräsentant einer „organischen“ Kritik, als deren Schöpfer er Carlyle betrachtet. Die Kunst ist nach G. das Spiegelbild des Idealen. Die Gesetze, durch welche die Kritik dieses Spiegelbild erklärt, werden nicht aus dem Spiegelbild selbst geschöpft, welches als Erscheinung immer mehr oder weniger unzulänglich ist, sondern aus dem Wesen des Idealen. Es besteht daher zwischen Kunst und Kritik eine organische Verwandtschaft in der Erkenntnis des Idealen, und die Kritik muß daher ebenso organisch sein wie die Kunst selbst, indem sie analytisch dieselben organischen Lebenselemente vergeistigt, denen die Kunst synthetisch Fleisch und Blut verleiht.