Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Grabstichel“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 7 (1887), Seite 588
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Grabstichel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 588. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Grabstichel (Version vom 04.05.2021)

[588] Grabstichel, das Werkzeug zum Gravieren, besteht aus einem gehärteten stählernen Stäbchen, welches an einem Ende eine kleine Schneide oder eine kleine Spitze mit daranliegenden Schneiden erhält, während am andern Ende ein Heft angebracht ist. Nach Verschiedenheit der auszuführenden Arbeiten ist der G. von verschiedener Größe und Gestalt. Der gemeine G. ist im Querschnitt von der Form eines Quadrats, dessen Seiten 2–3 mm messen; er wird dergestalt schräg angeschliffen, daß die Schlifffläche (Kappe) rautenförmig erscheint. Der rautenförmige G. mit rhombischem Querschnitt hat eine schärfere, zum Einschneiden feiner Linien geeignetere Spitze. Aufwärts gekrümmte G. finden Anwendung in solchen Fällen, wo ein gerader Stichel fast horizontal auf die Arbeit gelegt werden müßte; seltener gebraucht man abwärts gekrümmte und abgekröpfte G. Der Messerzeiger ist von dem keilförmigen Querschnitt und der daraus hervorgehenden messerartigen Gestalt so genannt; der Spitzstichel unterscheidet sich vom Messerzeiger bloß durch die gewölbte Gestalt der beiden Seitenflächen. Der Justierzeiger ist ein ovaler Spitzstichel, der aber nicht von oben, sondern schräg von der linken Seite mit einer großen Facette zugeschärft ist und dadurch eine viertelkreisförmige Schneide erhält. Er wird von den Juwelieren zum Justieren der Edelsteinfassungen gebraucht. Flachstichel haben keine Spitze, sondern eine schmälere oder breitere, geradlinige, rechtwinkelig gegen die Achse des Stichels gestellte Schneide. Dreieckige Flachstichel haben unten eine breite, horizontale Fläche, zu beiden Seiten zwei ganze schmale, senkrechte Flächen und oben einen aus zwei Abdachungen gebildeten Rücken. Die G. mit bogenförmiger Schneide heißen Boltstichel (Pollstichel) und gleichen dem Flachstichel, nur daß die untere Fläche der Quere nach konvex und demgemäß die Schneide bogenförmig ist. Der Rundstichel ist von kreisförmigem Querdurchschnitt, so daß die Kappe elliptisch erscheint. Von diesem unterscheidet sich der ovale Stichel dadurch, daß sein Querschnitt ein Oval ist, dessen große Achse senkrecht steht, und welches oben in eine Spitze ausläuft, wodurch es fast umgestürzt herzförmig erscheint. Der zweispitzige Punktierstichel hat einerlei Form mit dem Flachstichel; doch ist die Schneide mit einer Einkerbung versehen, wodurch sie in zwei Zacken geteilt wird, welche, spitzig zugeschliffen, zum Einstechen von Punkten gebraucht werden, womit etwa eine Fläche ganz bedeckt werden soll.