Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Glasartig“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 7 (1887), Seite 397
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Glasartig. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 397. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Glasartig (Version vom 23.12.2022)

[397] Glasartig, Bezeichnung des Erkaltungszustandes geschmolzener Gesteine, in welchem makroskopisch individualisierte Teile nicht erkennbar sind, so daß man früher diese Strukturart der körnigen und dichten diametral entgegengesetzt und mit ihnen für unvereinbar hielt. Die mikroskopische Untersuchung hat aber gelehrt, daß nur selten der glasartige Zustand ein vollkommener ist, daß sich vielmehr bei makroskopischer Homogenität doch meist schon Mikrolithe (Trichite, Kristallite), einzelne Kristalle und Mineralaggregate herausgebildet haben (vgl. Entglasung), und daß sich umgekehrt in scheinbar vollkommen körnigen Gesteinen glasartige Partien vorfinden. Die Entstehung des glasartigen Zustandes auf vulkanischem Wege gebildeter Gesteine hängt wohl in erster Linie mit dem Tempo der Erkaltung zusammen. Bei rascher Abkühlung bilden sich Gläser, bei langsamer legen sich die feurigen Flüsse in Mineralaggregate auseinander. Dafür spricht das Auftreten glasartiger Modifikationen an den Salbändern und an sonstigen Begrenzungsebenen der Gesteine gegen Nachbargesteine und gegen die Atmosphäre. Außerdem aber neigt ein an Silicium reicheres (saures) Magma offenbar mehr zur Herausbildung glasartiger Modifikationen als ein an Silicium ärmeres (basisches). So sind Obsidian (die glasartige Modifikation des Trachyts, namentlich des Quarztrachyts) und Pechstein (zum Quarzporphyr gehörig) häufiger als Tachylyt (das Basaltglas). Treten solche glasartige Gesteine als Begrenzungen körniger Gesteine auf, so erhellt aus dieser lokalen Verknüpfung ihre Zugehörigkeit zu diesen; kommen sie aber ohne solchen lokalen Bezug als selbständige Bildungen vor, ist also ein ganzer Lavenstrom in der glasartigen Modifikation erhärtet (wie namentlich häufig der Obsidian in Island, auf den Liparischen Inseln etc.), so entscheidet die Bestimmung der Höhe ihres Siliciumgehalts ihre systematische Stellung; letztere muß offenbar dieselbe sein wie diejenige, welche man bei einer Bauschanalyse des zugehörigen körnigen Gesteins erhält. Vgl. Glaslaven und Gesteine, S. 250.