Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Gebiß“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 974
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Gebiß. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 974. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Gebi%C3%9F (Version vom 29.11.2022)

[974] Gebiß, die Gesamtheit der Zähne eines Wirbeltiers in ihrer natürlichen Anordnung; im weitern Sinn auch die der zahnähnlichen Kauwerkzeuge niederer Tiere, z. B. der hornartigen Vorsprünge auf der Reibleiste (Radula) der Schnecken. Von besonderer Wichtigkeit ist die Kenntnis des Gebisses, weil sich, namentlich bei Fischen und Säugetieren, oft nur Kiefer oder einzelne Zähne versteinert erhalten haben und zu Schlüssen auf die Beschaffenheit ihrer Träger verwendet werden müssen. Auch in der Systematik der Säugetiere nimmt die Form des Gebisses eine hervorragende Stellung ein. Man unterscheidet das bleibende G. vom Milchgebiß. Die meisten Säugetiere nämlich (ausgenommen die Kloakentiere, Zahnlücker und Walfische) vertauschen das G., mit welchem sie geboren werden, später gegen ein in mancher Beziehung verändertes; jenes aber ist dem bleibenden G. des Stammvaters des betreffenden Tiers sehr ähnlich, dessen Milchgebiß seinerseits noch weiter zurückweist. Hiernach läßt sich zuweilen ein Stammbaum mit einiger Sicherheit aufstellen. Das vollständige G. der Säugetiere besteht aus 44 Zähnen (nur gewisse Beuteltiere haben eine größere Zahl), d. h. oben und unten rechts und links je 11 (3 Schneidezähne, 1 Eckzahn und 7 Backenzähne). Die Schneidezähne (dentes incisivi) stehen oben im Zwischenkiefer (s. Kiefer) und entwickeln sich mitunter (Elefant, Walroß etc.) zu großen Stoßzähnen. Die ersten 3 der auf den Eckzahn (dens caninus) folgenden Backenzähne heißen falsche (dentes praemolares), weil sie schon im Milchgebiß vorhanden sind, zum Unterschied von den erst später auftretenden 4 echten Backenzähnen (dentes molares). Von den Prämolaren werden 1 oder 2 wohl zu besonders großen, zackigen Fleischzähnen (dentes lacerantes) und dienen zum Zerreißen der Nahrung. Zur raschen Übersicht über den Reichtum des Gebisses an Zähnen bedient man sich der Zahnformeln in Gestalt von Brüchen, in denen i die Schneide-, c die Eck-, p die falschen und m die echten Backenzähne bezeichnen und die Angaben im Zähler sich auf den Ober- und Zwischen-, die im Nenner auf den Unterkiefer beziehen. Das G. des Menschen und der ihm nahestehenden Affen ist z. B. i 22 c 11 p 22 m 33 oder kürzer 2.1.2.32.1.2.3, das der Wiederkäuer i 03 c 01 m 66, das des Känguruhs i 31 c 00 p 11 m 44, der Beutelratte i 54 c 11 p 33 m 44. Vgl. Säugetiere und Zähne.