MKL1888:Fernsichtigkeit

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Fernsichtigkeit“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 153
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Fernsichtigkeit. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 153. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Fernsichtigkeit (Version vom 27.12.2023)

[153] Fernsichtigkeit (Weitsichtigkeit, Presbyopie, „Alterssichtigkeit“), der Zustand, bei welchem der Nahpunkt des deutlichen Sehens weiter als etwa 25 cm vom Auge hinweggerückt ist, so daß Gegenstände nur in einer größern Entfernung deutlich gesehen werden können. Die F., eine Abschwächung des Akkommodationsvermögens, ist meist ein Attribut des beginnenden oder des höhern Alters und tritt bei solchen Augen am häufigsten auf, welche früher normalsichtig waren. Vorzeitige F. kommt vor in Begleitung von vorzeitigem Marasmus des ganzen Körpers, nach erschöpfenden Krankheiten, bei beginnender Starbildung und beim sogen. grünen Star (Glaukom). Das einzige optische Korrektionsmittel für die F. ist eine Konvexbrille, die jedoch stets mit Vorsicht gewählt und vom Augenarzt in ihrer Stärke vorgeschrieben werden muß. Sobald jemand bemerkt, daß er feinern Druck nicht mehr gut in der frühern Entfernung lesen kann oder stärkere Beleuchtung, die er unwillkürlich sucht, nötig hat, so muß er sogleich eine Konvexbrille von passender Nummer wählen und darf ja niemals das Auge zwingen, auch ohne die Brille zu sehen. Feine Gegenstände dürfen nur mit Hilfe eines Konvexglases betrachtet werden. Strengt man das Auge über Gebühr an, so entsteht dadurch Thränen, das Auge rötet sich, es stellen sich Kopfweh, Schwindel etc. ein, und die Sehkraft kann leiden. Mit der F. darf nicht verwechselt werden die sogen. Übersichtigkeit oder Hypermetropie (s. d.).