Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Fallmerayer“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 18
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Fallmerayer. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 18. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Fallmerayer (Version vom 05.10.2022)

[18] Fallmerayer, Jakob Philipp, namhafter Historiker und Reisender, geb. 10. Dez. 1790 auf dem Pamgarter Hof bei Tschötsch (unweit Brixen) in Tirol als Sohn eines Tagelöhners, besuchte die Domschule zu Brixen und widmete sich seit 1809 zu Salzburg dem Studium der Theologie, der semitischen Sprachen und der Geschichte, dann zu Landshut dem der Jurisprudenz, wandte sich aber bald der klassischen Philologie und Sprachkunde zu. Im Sommer 1813 trat er als Leutnant in ein bayrisches Infanteriebataillon und focht unter anderm bei Hanau, dann in mehreren Schlachten in Frankreich mit. Nach dem zweiten Pariser Frieden zu Lindau in Garnison stehend, nahm er seine frühern Studien wieder auf, erhielt 1818 seinen Abschied und ward Lehrer am Gymnasium in Augsburg, 1821 am Progymnasium zu Landshut und 1826 Professor an dem neuerrichteten Lyceum daselbst. 1831–34 bereiste er mit dem russischen General Ostermann-Tolstoi Ägypten, Nubien, Palästina, Syrien, die Sporaden, die Kykladen und das griechische Festland und verweilte längere Zeit in Konstantinopel. Obwohl 1835 zum ordentlichen Mitglied der historischen Klasse der Akademie der Wissenschaften in München ernannt, erhielt er doch keine Erlaubnis zu Vorlesungen an der Universität, verließ daher im Sommer 1836 München wieder, bereiste das südliche Frankreich, besuchte Florenz, Rom und Pisa und hielt sich dann vier Jahre in Genf bei dem Grafen Ostermann-Tolstoi auf. 1840 unternahm er eine zweite Reise in den Orient, fuhr die Donau hinab in das Schwarze Meer, verweilte in Trapezunt und Konstantinopel, besuchte den Berg Athos und bereiste Makedonien, Thessalien und einen großen Teil Griechenlands. Die Frucht dieser Reise waren die geistvollen „Fragmente aus dem Orient“ (Stuttg. 1845, 2 Bde.; neue Ausg. von Thomas, das. 1877), worin er, wie schon in seiner „Geschichte der Halbinsel Morea im Mittelalter“ (das. 1830–36, 2 Tle.) und in seiner „Abhandlung über die Entstehung der Neugriechen“ (das. 1835), die neugriechische Nationalität als ein den alten Griechen ganz fremdes, slawisches Völkergemisch darstellte. Auf einer dritten Reise, die er 1847 über Konstantinopel, Brussa und den Olymp nach Palästina, Syrien und Kleinasien unternahm, traf ihn im März 1848 die Berufung zum Professor der Geschichte in München an Görres’ Statt. Von München in das Frankfurter Parlament gewählt, aber 1849 wegen der Beteiligung an den Stuttgarter Beschlüssen seiner Professur an der Münchener Universität wieder enthoben, verlebte F. den Winter 1849/50 als politischer Flüchtling in Appenzell und St. Gallen und, infolge des Amnestiegesetzes rehabilitiert, seit April 1850 zurückgezogen in München. Er starb 26. April 1861 daselbst. Außer Journalartikeln in der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“ etc. und einigen kleinern topographischen Werken, wie über Golgatha und das Heilige Grab (Münch. 1852), das Tote Meer (das. 1853), schrieb er noch: „Geschichte des Kaisertums Trapezunt“ (das. 1827); „Originalfragmente, Chroniken etc. zur Geschichte des Kaisertums Trapezunt“ (das. 1843–44, 2 Abtlgn.) und „Das albanesische Element in Griechenland“ (das. 1857–60, 3 Tle.). Die nach seinem Tod erschienenen „Gesammelten Werke“, mit Biographie herausgegeben von Thomas (Leipz. 1861, 3 Bde.), enthalten außer den „Neuen Fragmenten aus dem Orient“ zahlreiche kleinere Aufsätze.