Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Fahrrad“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 18 (Supplement, 1891), Seite 265266
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Fahrrad. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 18, Seite 265–266. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Fahrrad (Version vom 19.04.2021)

[265] Fahrrad (Velociped).[WS 1] Nach dem günstigen Ausfall der in allen Armeen stattgehabten Versuche mit [266] dem F. ist anzunehmen, daß keine derselben auf den Kriegsgebrauch des Fahrrades verzichten wird. Überall da, wo gebahnte Wege benutzbar sind, wird es mit Vorteil im Ordonnanz- und Depeschendienst Verwendung finden, namentlich im Küsten- und Festungskrieg, sowohl im Angriff als bei der Verteidigung. Im Feldkrieg wird es für den Verkehr des großen Hauptquartiers, der Armeekorps-, Divisions- und Brigadestäbe, im Post-, Etappen- und Relaisdienst sowie zur Beaufsichtigung und Instandhaltung der Telegraphenlinien vielfach gute und unter Umständen vortreffliche Dienste leisten und die Kavallerie hiermit sehr entlasten. Von einer Verwendung des Fahrrades im Gefecht oder in den vordern Linien am Feinde ist ein Vorteil kaum zu erwarten, weil hier das Verlassen gebahnter Wege oft geboten ist. Italien begann seine Versuche mit dem F. (Sicherheitszweirad) 1878 und hat bei jedem Infanterieregiment 4–8 Fahrräder eingestellt. Mannschaften werden im Radfahrerdienst ausgebildet. Österreich verwendet Fahrräder seit 1884, Frankreich seit 1886, die Schweiz und England seit 1887; hier wurden 1888 bereits Radfahrerabteilungen von 1 Offizier, 2 Unteroffizieren, 1 Trompeter und 20 Mann, mit Karabinern bewaffnet, bei den Freiwilligen-Bataillonen gebildet. In Belgien, wo 1888 die Radfahrer bei den Übungen in den Ardennen sich bewährten, wurde 1889 ein militärisches Radfahrerkorps errichtet. In Deutschland, wo das F. beständig in allen großen Festungen zum Ordonnanzdienst zwischen diesen und ihren Forts sich im Gebrauch befindet, wie in andern Heeren, nimmt man von einer militärischen Friedensorganisation der Radfahrer einstweilen Abstand, weil bei dem überall bestehenden Radfahrersport im Kriegsfall ein Mangel an Radfahrern nicht zu besorgen ist. Bezüglich der Erfindung des Fahrrades enthält die „Spenersche Zeitung“ vom 25. März 1784 eine Nachricht, daß Ignatz Trexler in Gräz einen zweiten Wagen ohne Pferd, dessen Räder der Fahrende mit den Füßen zu treten hat, gebaut habe. Er erreichte mit diesem Gefährt die Geschwindigkeit eines trabendes Pferdes.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Im Hauptteil wird der Gegenstand unter dem Stichwort Velocipēd behandelt (Band 16).