Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Faber“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 990991
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Wiktionary: Faber
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Faber. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 990–991. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Faber (Version vom 31.05.2024)

[990] Faber (lat.), Werkmann, Schmied. Im römischen Heer hießen fabri die Handwerker, Zimmerleute, Schmiede, die seit dem Ende der Republik bei jedem Heer ein selbständiges Korps, besonders zur Herstellung von Brücken, Belagerungs- und Verteidigungswerken, Geschützen etc., bildeten.

Faber (lat. Übertragung von Schmied), 1) Jakob F. Stapulensis, eigentlich Jacques le Fèvre d’Estaples, um 1450 zu Estaples bei Amiens geboren, ward 1523 Großvikar beim Bischof Briconnet von Meaux, begab sich aber, wegen seiner Hinneigung zu reformatorischen Grundsätzen verfolgt, zu Margarete von Navarra, wo er 1536 starb. Er übersetzte die gesamte Bibel ins Französische. Vgl. Graf, Essai sur la vie et les écrits de J. Lefèvre d’Estaples (Straßb. 1842).

2) Basilius, deutscher Schulmann, geb. 1520 zu Sorau in der Niederlausitz, studierte zu Wittenberg Theologie, ward um 1545 Rektor in Nordhausen, 1560 in Quedlinburg und 1570, wegen seiner Weigerung, das Corpus doctrinae Melanchthonis zu unterschreiben, seiner Stelle entsetzt, Vorsteher des Augustinerkollegiums in Erfurt, wo er um 1575 starb. Er war Mitarbeiter an den Magdeburger Centurien (s. d.) und übersetzte mehrere Schriften Luthers ins Deutsche. Sein Hauptwerk ist der „Thesaurus eruditionis scholasticae“ (Leipz. 1571; am besten hrsg. von Leich, das. 1749, 2 Bde.).

3) John, engl. Kupferstecher, geb. 1684 in Holland, kam schon in seinem dritten Jahr mit seinem Vater John F., einem Mezzotintostecher, nach England. Seine Stiche in Schwarzkunst gehören zu den besten dieser Art; sie belaufen sich auf 165 Nummern, zum größten Teil Bildnisse hervorragender Engländer. F. starb 2. Mai 1756 in Bloomsbury.

4) Gotthilf Theodor von, Schriftsteller, geb. 15. Febr. 1766 zu Riga, wurde in Deutschland erzogen und studierte zu Halle und Jena die Rechte, begab sich aber 1789 nach Paris und trat 1792 in das französische Heer ein, focht in der Champagne und in Belgien, geriet 1793 in österreichische Gefangenschaft, aus der er 1795 entfloh, ward sodann in den rheinischen Landen als französischer Beamter, zuletzt als Professor in Köln verwendet und begab sich 1805 nach St. Petersburg, trat 1813 in die Dienste der russischen Regierung, ward 1816 der russischen Gesandtschaft in Frankfurt a. M. beigegeben, 1818 auf dem Aachener Kongreß zum Wirklichen Staatsrat ernannt und lebte bis 1840 an verschiedenen Orten Deutschlands, dann, seit 1840 pensioniert, in der Schweiz. Er starb 28. Nov. 1847 in Paris. Von seinen politisch-historischen Schriften sind zu erwähnen: „Notices sur l’intérieur de la France“ (Petersb. 1807); „Observations sur l’armée française 1792–1807“ (das. 1808; deutsch, Königsb. 1808); „Bagatelles. Promenades d’un désœuvré dans la ville de St-Pétersbourg“ (Petersb. 1811, 2 Bde; deutsch, Leipz. 1814); „Beiträge zur Charakteristik der französischen Staatsverfassung und Staatsverwaltung während der Epoche Bonapartes“ (Königsb. 1815) und „Le comte J. Capodistrias“ (Par. 1842).

5) Johann Lothar von, Industrieller, geb. 12. Juni 1817 zu Stein bei Nürnberg, übernahm nach einem dreijährigen Aufenthalt in Paris 1839 die von seinem Urgroßvater 1760 in Stein begründete Bleistiftfabrik (A. W. Faber), welche damals noch mit 20 Arbeitern nach dem alten Verfahren arbeitete und, wie die gesamte Nürnberger Bleistiftindustrie, durch die Erfindung des Pariser Bleistiftfabrikanten Conté von der Konkurrenz fast ausgeschlossen war. F. führte nun bedeutende Verbesserungen in der Bleistiftfabrikation ein und erhob seine Fabrik zu einer Musteranstalt, an welche sich die gesamte Bleistiftfabrikation Deutschlands und Österreichs, die gegenwärtig den ersten Rang einnimmt, angelehnt hat. Seine Polygradesstifte fanden überall verdienten Beifall, und durch seine rastlose kaufmännische Thätigkeit wußte er einen großen Absatz zu erzielen. Im J. 1874 erfand er Kopierstifte in verschiedenen Härtegraden. Er errichtete Zweiggeschäfte in New York, Paris, London, Berlin und Agenturen in Wien und Petersburg. Die Fabrik liefert auch Patent- und Farbstifte, Büreaurequisiten etc. und gewann einen neuen Aufschwung, als F. 1856 durch einen Vertrag das Recht auf alleinige Benutzung des in Ostsibirien (Sajanisches Gebirge) entdeckten vorzüglichen [991] Graphits erwarb. Er errichtete auch in Geroldsgrün bei Kronach eine Fabrik für Schiefertafeln, eigentümlich präparierte Schieferstifte und Tafelwischer und beschäftigt gegenwärtig über 1200 Arbeiter. 1864 wurde er zum lebenslänglichen Mitglied des bayrischen Reichsrats ernannt und 1881 in den erblichen Freiherrenstand des Königreichs erhoben. Vgl. „Die Bleistiftfabrik von A. W. Faber zu Stein bei Nürnberg“ (Nürnb. 1873).

6) Antonius, s. Favre 2).

Faber, bei naturwissenschaftlichen Namen Fr. Faber, geb. 1795 zu Odense auf Fünen, bereiste 1819–21 Island und starb als Jurist 1828 zu Horsens in Jütland; hochnordische Vögel, Fische.


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 265
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[265] Faber, Ernst, Missionar und Sinolog, geb. 25. April 1839 zu Koburg, ging 1864 im Dienste der Rheinischen Missionsgesellschaft nach Schanghai, wo er 1885 in den des Allgemeinen protestantischen Missionsvereins übertrat. Als einer der bedeutendsten Kenner der chinesischen Sprache und Litteratur schrieb er: „Lehrbegriff des Konfucius“ (Hongkong 1872); ferner Schriften über die Lehren der Philosophen Micius („Die Grundgedanken des alten chinesischen Sozialismus“), Licius („Der Naturalismus bei den alten Chinesen“) und Mencius („Eine Staatslehre auf ethischer Grundlage“), alle drei 1877 in Elberfeld erschienen; „Der Tauismus“ (1884); ferner in chinesischer Sprache: „Auslegung des Evangeliums Marci“ (5 Bde.); „Über die chinesische und die christliche Zivilisation“ u. a.