MKL1888:Erbauungsbücher

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Erbauungsbücher“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 720
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Erbauungsbücher. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 720. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Erbauungsb%C3%BCcher (Version vom 27.01.2023)

[720] Erbauungsbücher (Andachtsbücher), Schriften, welche zum Zweck der Erbauung (s. d.) oder der Pflege des religiösen Lebens von jeher in der christlichen Kirche im Gebrauch waren. Als die ersten E. darf man die Legenden von Aposteln und Heiligen bezeichnen, denen sich im Mittelalter Schriften über klösterliche Tugenden, die Schriften der Mystiker, von Meister Eckart, Tauler u. a. anschlossen. Das hervorragendste Erbauungsbuch dieser Periode ist die berühmte „Nachfolge Christi“ von Thomas a Kempis, das eine außerordentliche Verbreitung hatte und bis auf unsre Zeit immer wieder (im ganzen 5000mal) aufgelegt wurde. Mit der Reformation erschien eine ganze Reihe E., unter denen neben Luthers Postille, deutschen Gesangbüchern u. a. die deutsche Bibel bis heute die erste Stelle einnimmt. Die E. des 17. Jahrh. verfolgen eine strengere Richtung, die sich in Arnds „Wahrem Christentum“, Müllers „Geistlichen Erquickstunden“, Scrivers „Seelenschatz“ u. a. kundgibt; die darauf folgende Zeit des Pietismus brachte Starks „Tägliches Handbuch“, Bogatzkys „Güldenes Schatzkästlein“ und Speners zahlreiche Schriften. Von England kamen zu uns herüber: Baxters „Ewige Ruhe der Heiligen“ und Bunyans „Pilgerreise“, welche schon in ihrem Heimatsland die größte Verbreitung gefunden hatten und noch finden. In neuerer Zeit ist für E. besonders der Titel „Stunden der Andacht“ beliebt, wie zuerst Zschokke (1809–15), dann Tholuck (8. Aufl. 1870) und Heinrich Lang (1863–65) ihre betreffenden Werke nannten. Während das erste dem ältern Rationalismus angehörte, vertrat das zweite die sogen. gläubige Richtung, das dritte die neuere freisinnige Theologie. Von den Erbauungsbüchern der katholischen Kirche sind namentlich das „Brevier“, das tägliche Andachtsbuch der Kleriker, die Schriften von Fénelon, F. v. Sales, Molinos zu nennen. Auch die in beiden Kirchen erscheinenden Sammlungen von Predigten, kirchliche periodische Schriften, Traktate, wie sie namentlich in England und Amerika in unzähligen Exemplaren verbreitet werden, gehören hierher. Vgl. Beck, Die Erbauungslitteratur der evangelischen Kirche (Erlang. 1883 ff.).