Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Elektrophor“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 541
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Elektrophor. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 541. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Elektrophor (Version vom 19.04.2021)

[541] Elektrophor (griech.), Vorrichtung zur Erregung von Elektrizität durch die verteilende Wirkung (Influenz) eines geriebenen Nichtleiters.

Elektrophor.

Eine Scheibe von Harz oder Hartkautschuk, der Kuchen (s. Figur), ist in eine metallene Form nn gegossen oder in einen metallenen Teller gelegt. Der Kuchen wird durch Reiben mit Katzenpelz oder Fuchsschwanz negativ elektrisch gemacht. Diese negative Elektrizität wirkt verteilend auf die beiden Elektrizitäten der Unterlage; die negative (−) wird abgestoßen und entweicht in den Boden, die positive (+) wird nach der untern Kuchenfläche hingezogen. Diese positive Elektrizität der Unterlage, welche von der negativen der Kuchenoberfläche festgehalten oder gebunden wird, wirkt auf diese bindend zurück und verhindert sie, auf einen leitenden Körper, den man mit ihr in Berührung bringt, überzugehen. Denn setzt man den Deckel oder Schild (p), eine mit isolierendem Griff m (aus Glas oder Hartkautschuk) versehene Metallplatte, auf den Kuchen und hebt ihn, ohne ihn zu berühren, isoliert wieder empor, so erweist er sich, am Elektroskop geprüft, als unelektrisch. Hat man ihn aber, während er auf dem Kuchen lag, mit dem Finger berührt, so zeigt er sich nach dem Aufheben stark mit positiver Elektrizität geladen, so daß auf einen genäherten Leiter ein Funke überspringt. Die negative Elektrizität der Kuchenoberfläche wirkt nämlich verteilend auf die beiden im Deckel miteinander verbundenen Elektrizitäten; die positive (+) wird angezogen und auf der Unterseite des Deckels festgehalten, die negative (−) abgestoßen; hebt man den Deckel auf, ohne ihn berührt zu haben, so vereinigen sich diese beiden gleichen Elektrizitätsmengen wieder, und der Deckel ist unelektrisch. Berührt man ihn aber vor dem Aufheben mit dem Finger, so entweicht die abgestoßene negative Elektrizität in die Erde, die positive aber bleibt gebunden zurück. Hebt man jetzt, nachdem man den Finger entfernt hat, den Deckel isoliert empor, so verbreitet sich diese positive Elektrizität, der bindenden Einwirkung des Kuchens entzogen, frei über die ganze Oberfläche des Deckels. Da bei diesem Verfahren dem Kuchen keine Elektrizität entzogen wurde, so kann man dasselbe beliebig oft mit dem gleichen Erfolg wiederholen und z. B., indem man den elektrischen Deckel jedesmal mit dem Knopf einer Leidener Flasche (s. d.) in Berührung bringt, diese bis zu ziemlicher Stärke laden. Dabei wird aber die Elektrizität nicht etwa aus nichts gewonnen, sondern man hat, indem man beim Aufheben des positiv elektrischen Deckels die zwischen ihm und dem negativ elektrischen Kuchen stattfindende Anziehung überwindet, eine Arbeit zu leisten, deren Ergebnis als elektrische Ladung in dem Deckel gleichsam aufgespeichert ist.