MKL1888:Elektromēter
[540] Elektromēter (griech.), Meßwerkzeug für gespannte (statische oder Reibungs-) Elektrizität. Unter Elektroskop versteht man jede Vorrichtung, die dazu dient, freie Elektrizität nachzuweisen, unter E. dagegen eine solche, mit der man die Größe der Spannung der freien Elektrizität eines Leiters mißt; letzteres ist also ein eigentlicher Elektrizitätsmesser, ersteres bloß ein Elektrizitätsanzeiger. Beide beruhen jedoch auf dem Prinzip der Abstoßung leicht beweglicher Körperteile durch die freie Elektrizität. Ein Holundermarkkügelchen, an einem feinen Leinenfaden aufgehängt, ist durch die Anziehung, die es durch einen elektrisierten Körper erfährt, schon geeignet, als Elektroskop zu dienen. Gewöhnlich wendet man jedoch zwei nebeneinander hängende, sehr leicht bewegliche Pendel von Strohhalmen oder Holundermarkkügelchen oder bei sehr geringen Mengen freier Elektrizität Goldblattstreifen an, welche, wie in Fig. 1, unter einer Glasglocke an einem Metallstab befestigt sind, der außen mit einer kleinen Platte in Verbindung steht. Die geringste Menge von Elektrizität, welche man der äußern Platte mitteilt, bewirkt, daß die beiden Pendel voneinander divergieren. Elektrizität von verschiedener Spannung wird die Pendel verschieden stark voneinander entfernen.
Fig. 1. | |
Goldblattelektroskop. | |
Fig. 2. | |
Elektrometer. | |
Um nun die Größe der Spannung der Elektrizität in der Divergenz der Pendel messen zu können, besitzt derselbe Apparat als E. die Einrichtung von Fig. 2, wobei unten an den Pendeln noch ein Gradbogen angebracht ist, an dem man die Größe des Ausschlags der Pendel ablesen kann. Verschieden hiervon ist das Henleysche oder Quadrantelektrometer eingerichtet, das man gewöhnlich am Konduktor der Elektrisiermaschine anbringt, um die Stärke der Ladung zu erkennen. Es ist ein einfaches, leicht bewegliches Pendel, das im unelektrischen Zustand senkrecht neben einer Metallstange hängt, die auf den Konduktor aufgesetzt wird. Bei der Ladung des Konduktors wird das Pendel von der Stange abgestoßen, und die Größe der Divergenz mißt man nun an einem Gradbogen, der auf einem an der Stange befestigten Streifen von Glas oder Elfenbein angebracht ist. Sehr scharfe Messungen lassen sich mit diesem Instrument weniger gut machen, als vielmehr Spannungen von gewisser Größe immer wieder leicht auffinden.
Örsted, Peltier, Dellmann, Thomson und Romershausen haben E. nach dem Prinzip der Drehwage konstruiert, welche sich durch große Empfindlichkeit auszeichnen. Im Glasgehäuse des Dellmannschen Elektrometers hängt an einem Kokonfaden eine horizontale metallene Nadel, deren Mitte in dem Ausschnitt eines von der Seite in das Gehäuse hineinragenden Metallstreifens liegt, welcher so gebogen ist, daß die Nadel in der Ruhelage sich mit der einen Hälfte an die eine, mit der andern Hälfte an die andre Seite des Metallstreifens anlegt. Wird letzterer elektrisch gemacht, so geht ein Teil seiner Ladung auf die Nadel über, und diese wird um so weiter abgestoßen, je stärker die Ladung ist. Durch R. Kohlrausch wurde das Dellmannsche E. wesentlich vervollkommt. In seinem Sinuselektrometer hat Kohlrausch zur Messung der elektrischen Spannungen statt der Torsion eines Fadens die Richtkraft des Erdmagnetismus verwendet, indem er die an einem Faden hängende Messingnadel durch eine auf einer Spitze spielende Magnetnadel ersetzte. Im Thomsonschen Quadrantenelektrometer schwebt eine leichte Aluminiumplatte in Biskuitform an einem Glasfaden über vier voneinander isolierten, in einer Ebene liegenden Messingquadranten. Wird der Aluminiumplatte eine bestimmte geringe elektrische Ladung erteilt, und verbindet man zwei gegenüberliegende Quadranten mit der zu messenden [541] Elektrizitätsquelle, das andre Quadrantenpaar aber mit der Erde, so wird die Aluminiumplatte abgelenkt und begibt sich über dasjenige Quadrantenpaar, dessen Elektrizität mit der ihrigen ungleichnamig ist. Über das Säulenelektrometer s. Zambonische Säule.