Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Eisenlohr“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 477
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Eisenlohr. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 477. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Eisenlohr (Version vom 30.04.2024)

[477] Eisenlohr, 1) Wilhelm, Physiker, geb. 1. Jan. 1799 zu Pforzheim, studierte seit 1817 in Heidelberg Mathematik und Naturwissenschaft, ward 1819 Professor der Mathematik und Physik am Lyceum zu Mannheim, 1840 Professor der Physik am polytechnischen Institut in Karlsruhe und starb 10. Juli 1872. E. gründete die erste Gewerbeschule in Baden zu Mannheim, 1847 eine Uhrmacherschule im Schwarzwald und war bis 1863 für weitere Förderung des Gewerbeschulwesens im Großherzogtum sehr erfolgreich thätig; E. lieferte auch mehrere optische Untersuchungen und schrieb ein „Lehrbuch der Physik“ (11. Aufl. von Zech, Stuttg. 1876).

2) Jakob Friedrich, Architekt, Vetter des vorigen, geb. 23. Nov. 1805 zu Lörrach, ward 1832 Lehrer, 1853 Baurat und Vorstand der Bauschule des Polytechnikums zu Karlsruhe und starb 27. Febr. 1854 daselbst. E. stand überwiegend unter den Einflüssen des romanischen Stils; bekannt machte er sich namentlich durch seine Hochbauten an der Badischen Eisenbahn, welche 1865–66 publiziert wurden. Er veröffentlichte: „Ornamentik in ihrer Anwendung aufs Baugewerbe“, fortgesetzt von Lang (Karlsr. 1849 bis 1867); „Mittelalterliche Bauwerke im südwestlichen Deutschland und am Rhein“ (das. 1853–57); „Holzbauten des Schwarzwaldes“ (das. 1853); „Entwürfe zu Gebäuden verschiedener Gattung“ (das. 1852–1859); „Bauverzierungen in Holz“ (2. Aufl., Karlsr. 1868–70) u. a.

3) August, Ägyptolog, geb. 6. Okt. 1832 zu Mannheim, studierte seit 1850 in Heidelberg und Göttingen Theologie, wurde aber 1853 von einer Nervenkrankheit befallen, die ihn mehrere Jahre lang an seinen Studien verhinderte. Nach seiner Genesung erlernte er 1858 die Landwirtschaft, studierte dann in Heidelberg Naturwissenschaften, insbesondere Chemie, und promovierte daselbst 1860. Eine zufällige Veranlassung führte ihn 1865 zum Studium des Chinesischen und hierdurch zu dem der Schrift und Sprache der Hieroglyphen, worin er durch Chabas und später durch Brugsch auf den richtigen Pfad geleitet wurde. Nachdem er sich 1869 für Ägyptologie in Heidelberg mit der Schrift „Analytische Erklärung des demotischen Teils der Rosettana“ (Leipz. 1869) habilitiert, bereiste er im Winter 1869–70 im Auftrag des Großherzogs von Baden Ägypten. In Alexandria lernte er den großen „Papyrus Harris“ (von Ramses II., um 1320 v. Chr.), ein 3000 Jahre altes Zeugnis für die mosaische Religionsstiftung enthaltend, kennen, den er 1872 für die Besitzerin Miß Harris an das Britische Museum verkaufte und in dem Werkchen „Der große Papyrus Harris“ (Leipz. 1872) beschrieb. Eine Übersetzung des Papyrus veröffentlichte er in der „Zeitschrift für ägyptische Sprache“. In derselben erschien auch (1875) ein Vortrag über altägyptische Maße nach dem „Papyrus Rhind“ des Britischen Museums, den er 1874 auf dem internationalen Orientalistenkongreß zu London gehalten hatte. Den ganzen Papyrus mit Übersetzung, Kommentar und Wörterbuch veröffentlichte er darauf unter dem Titel: „Ein mathematisches Handbuch der alten Ägypter“ (Leipz. 1877, 2 Bde.). 1872 wurde E. zum außerordentlichen Professor ernannt.