Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Ebel“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 275
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Ebel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 275. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Ebel (Version vom 25.05.2021)

[275] Ebel, 1) Joh. Gottfried, geograph. Schriftsteller, geb. 6. Okt. 1764 zu Züllichau, studierte in Frankfurt a. O., Wien und Zürich, machte dann eine Reise durch die Schweiz und ließ sich 1792 als Arzt in Frankfurt a. M. nieder, wo er sein bekanntes Werk „Anleitung, auf die nützlichste und genußvollste Art die Schweiz zu bereisen“ (Zürich 1793, 8. Aufl. 1843), das erste gute Reisehandbuch für die Schweiz, vollendete. Durch die Unruhen des französischen Revolutionskriegs 1796 aus Frankfurt vertrieben, lebte er als Attaché der Frankfurter Gesandtschaft zu Paris, kehrte von da 1802 nach Frankfurt zurück und siedelte 1810 nach Zürich über, wo er 8. Okt. 1830 starb. Er schrieb noch: „Schilderung der Gebirgsvölker der Schweiz“ (Tübing. 1798–1802, 2 Bde.); „Über den Bau der Erde im Alpengebirge“ (Zürich 1808) und „Malerische Reise durch die neuen Bergstraßen des Kantons Graubünden“ (das. 1825).

2) Johann Wilhelm, eins der Häupter der unter dem Namen der Königsberger Mucker bekannten religiösen Sekte, geb. 1784 zu Passenheim in Ostpreußen, huldigte schon als Student den Lehren des Theosophen J. H. Schönherr, wurde 1816 Prediger der altstädtischen Gemeinde in Königsberg und sammelte hier seit 1813 eine pietistische Verbrüderung um sich, an der sich Männer und Frauen, zum Teil aus den höchsten Adelsfamilien, beteiligten. Abenteuerliche Gerüchte über geheime, unter dem Deckmantel der Andacht begangene geschlechtliche Ausschweifungen führten 1835 zu einem langwierigen Prozeß, infolge dessen E. und der Pastor Diestel 1839 und 1842 ihres Amtes entsetzt wurden. E. starb 18. Aug. 1861 zu Ludwigsburg in Württemberg, wohin er mit seiner Freundin, der Gräfin Ida von der Gröben, übergesiedelt war. Aus neuern aktenmäßigen Berichten hat sich ergeben, daß jene Beschuldigungen nicht erwiesen und die Gerichtsverhandlungen mit großer Voreingenommenheit geführt worden sind. Vgl. Graf Kanitz, Aufklärung und Aktenquellen über den 1835–42 zu Königsberg i. Pr. geführten Religionsprozeß (Basel u. Ludwigsb. 1862); Derselbe, Ein Mahnwort etc. (das. 1868); v. Hahnenfeld, Die religiöse Bewegung in Königsberg (Braunsb. 1858). S. Mucker.

3) Hermann W., hervorragender Keltolog, geb. 10. Mai 1820 zu Berlin, studierte seit 1836 daselbst unter A. Böckh u. a. Philologie und Geschichte, wurde dann (1838) in Halle durch A. F. Pott dem Studium der vergleichenden Sprachwissenschaft zugeführt und blieb demselben nach seiner Rückkehr nach Berlin (1839) unter Bopps Leitung treu. Nachdem er 1842 in Berlin promoviert hatte, wirkte er als Lehrer zunächst am Französischen, dann am Köllnischen Gymnasium daselbst, später an der Beheim-Schwarzbachschen Anstalt in Filehne bei Ostrowo und am Gymnasium zu Schneidemühl, bis er 1872 an Bopps Stelle als ordentlicher Professor der vergleichenden Sprachwissenschaften nach Berlin berufen wurde. Er starb 19. Aug. 1875 in dem Ostseebad Misdroy. Seine zahlreichen kleinern Abhandlungen (meist in Kuhns „Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung“ und in Kuhns und Schleichers „Beiträgen“ erschienen, einiges auch als Gymnasialprogramme, namentlich die Schrift „De verbi britannici futuro ac conjunctivo“, Schneidemühl 1866) betreffen etymologische und grammatische Fragen fast aus dem ganzen indogermanischen Sprachgebiet, namentlich aber aus dem Bereich der keltischen Sprachen; seine auf diese Sprachen bezüglichen Arbeiten sind auch ins Englische übersetzt worden („Celtic studies“, Lond. 1863). Sein Hauptwerk ist die neue Bearbeitung von Zeuß’ „Grammatica celtica“ (Berl. 1871). Für Schleichers „Indogermanische Chrestomathie“ (Weim. 1869) bearbeitete er den altirischen Teil. An der Vollendung eines ausführlichen altirischen Wörterbuchs wurde er durch den Tod gehindert. Durch E. ist die von Bopp und Zeuß begründete wissenschaftliche Erforschung des Keltischen im Vergleich zu den andern indogermanischen Sprachen nach jeder Richtung hin erweitert und vertieft worden.