Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Diocletiānus“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 4 (1886), Seite 990991
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Diocletiānus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 990–991. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Diocleti%C4%81nus (Version vom 22.05.2023)

[990] Diocletiānus, Gajus Aurelius Valerius, mit dem Beinamen Jovius, röm. Kaiser von 284 bis 305 n. Chr., geb. 239 zu Dioclea in Dalmatien, von niedrigster Herkunft, schwang sich unter Probus vom gemeinen Soldaten zum Anführer in Mösien empor, ward dann Konsul, 284 Comes domesticorum und nach Numerians Ermordung 17. Sept. vom Heer in Chalcedon zum Kaiser ausgerufen. Er ernannte, nachdem er 285 durch den Tod seines Gegners Carinus Herr des ganzen römischen Reichs geworden war, Maximianus, einen erprobten Feldherrn, zum Mitregenten, zuerst mit dem Titel Cäsar, dann 286 als Augustus, und schritt in der Teilung der Reichsgewalt 292 noch weiter vor, indem er Galerius und Constantius Chlorus zu Cäsaren erhob. Durch die vereinte, überall von D. geleitete Thätigkeit dieser vier Fürsten wurde das durch die vorausgehenden langen innern Kämpfe erschütterte Ansehen des Reichs nach allen Seiten wiederhergestellt. In Gallien wurden durch Maximian 285 die Bagauden, d. h. die gegen ihre einheimischen Bedränger und damit zugleich gegen die römische Herrschaft aufgestandenen Bauern, wieder unterworfen und die Einfälle der Burgunder, Alemannen und andrer germanischer Völker zurückgeschlagen; durch Constantius wurde 296 Britannien, wo sich 287 Carausius und nach dessen Ermordung Allectus als Kaiser aufgeworfen hatte, wieder mit dem Reich vereinigt; D. selbst unterwarf 297 das abgefallene Ägypten, und in demselben Jahr gewann Galerius einen großen Sieg über den Perserkönig Narses, der zur Folge hatte, daß mehrere Provinzen am obern Lauf des Tigris an das römische Reich abgetreten wurden, daß Armenien an den von den Persern vertriebenen König Tiridates zurückgegeben wurde und damit wieder unter den Einfluß der Römer zurückkehrte, und daß auch an dieser Grenze Friede und Sicherheit auf die Dauer von 40 Jahren geschaffen wurden. Außer durch diese glücklichen Kriege und durch die friedliche Teilung des Reichs ist des D. Regierung noch durch zweierlei merkwürdig. Durch ihn hörte Rom auf, der Wohnsitz der Kaiser und der Mittelpunkt des Reichs zu sein, indem D. [991] die Stadt Nikomedia in Bithynien, Maximian aber Mailand zu seiner Residenz wählte. Hiermit wurde der letzte Rest des Einflusses vernichtet, den Rom noch immer durch seinen Senat, durch seine aus der Zeit der Republik stammenden Beamten, durch seine republikanischen Erinnerungen und durch seine Prätorianer geübt hatte. Die zweite Maßregel von Wichtigkeit bestand darin, daß er den Anfang machte, sich mit einem Hof und einem dem Orient nachgebildeten Zeremonienwesen zu umgeben; er legte das königliche Diadem an, ließ sich „Herr“ (dominus) nennen, zog sich von jedem vertraulichen Verkehr mit seinen Untergebenen zurück, forderte von ihnen erniedrigende Formen der Verehrung und legte so den Grund zu dem sogen. Byzantinertum, welches bald nachher von Konstantin d. Gr. vollständig ausgebildet wurde: alles, um die in der Achtung gesunkene Kaiserwürde mit einem neuen Glanze zu umgeben und sie dadurch in den Augen der Welt zu heben. Seine für das alternde Reich überaus wohlthätige Regierung ist von christlichen Schriftstellern deswegen schwer verunglimpft worden, weil er seit 303, ungewiß aus welcher Veranlassung, eine blutige, besonders von Galerius mit großer Grausamkeit geübte Verfolgung über die Christen verhängte. Nachdem er die Herrschaft 20 Jahre lang geführt hatte, legte er sie 305 freiwillig nieder und nötigte auch Maximian, ein Gleiches zu thun. Er zog sich darauf in die Gegend von Salona in Dalmatien in einen von ihm vorher zu diesem Zweck gebauten Palast zurück, wo er 313 (nach andern 307 oder 316) starb. Von diesem Palast haben sich umfangreiche Ruinen erhalten (s. Baukunst, S. 489 und Tafel VI, Fig. 12 u. 13). In Rom hat er zwischen Viminal und Quirinal große Thermen (Diokletians-Thermen) angelegt, von denen ebenfalls noch weitläufige Ruinen und ein kolossaler Saal (jetzt Kirche Santa Maria degli Angeli) übrig sind. Vgl. Vogel, Der Kaiser D. (Gotha 1857); Bernhardt, Geschichte Roms von Valerian bis zu Diokletians Tod (Berl. 1867, Bd. 1); Preuß, Kaiser D. und seine Zeit (Leipz. 1869); Mason, The persecution of D. (Lond. 1876, 2 Bde.).


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 204
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[204] Diocletianus, röm. Kaiser. Zur Litteratur: Allard, La persécution de Dioclétien (Par. 1890, 2 Bde.).