Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Codrington“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 4 (1886), Seite 195
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Codrington. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 195. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Codrington (Version vom 03.06.2021)

[195] Codrington (spr. koddringt’n), 1) Sir Edward, engl. Admiral, geb. 27. April 1770 aus einem alten Geschlecht, befehligte bei Trafalgar als Kapitän das Linienschiff Orion, nahm 1809 an der Expedition nach Walcheren teil, focht in den nächsten Jahren mit einem Geschwader an der spanischen Küste gegen die Franzosen. Unter dem Admiral Sir Alexander Cochrane diente er darauf in Amerika, ward 1813 Konteradmiral, 1815 Vizeadmiral und übernahm als solcher den Befehl über die Flotte im Mittelmeer, welche die türkische Seemacht beobachten sollte. Im Verein mit der französischen Eskadre unter dem Admiral de Rigny nötigte er Ibrahim Pascha, den Befehlshaber der ägyptisch-türkischen Kriegsmacht in Morea, 25. Sept. 1827 zu einem Waffenstillstand. Als Ibrahim denselben verletzte und in Morea aufs grausamste verfuhr, übernahm C. über die vereinigte englisch-französische Flotte, zu der auch das russische Geschwader unter Admiral Heyden stieß, den Oberbefehl. Man wollte Ibrahim Pascha zur Beobachtung des Waffenstillstandes zwingen; aber das voreilige Feuer der Türken führte 20. Okt. zur Schlacht bei Navarino (s. d.), in welcher der größte Teil der türkisch-ägyptischen Flotte vernichtet ward. Frankreich und Rußland belohnten den Sieger mit Orden; auch das englische Volk jubelte über den Sieg, und der König schickte C. den Bathorden zu; allein die Toryregierung flocht in die Thronrede Worte ein, welche einen versteckten Tadel des energischen Eingreifens Codringtons enthielten. Im Juli 1828 erschien C. vor Alexandria und erzwang von Mehemed Ali die Räumung Moreas, wurde aber im August 1828 abberufen und fand erst nach der Thronbesteigung Wilhelms IV. wieder die vollste Anerkennung. 1831 befehligte C. die vor Lissabon kreuzende Flotte; 1837 ward er zum Admiral ernannt. Von 1832 bis 1839 vertrat er die Stadt Devonport im Parlament und stimmte mit den Whigs, legte aber sein Mandat nieder, als er zum Oberbefehlshaber in Portsmouth ernannt wurde, und starb als Admiral der roten Flagge 28. April 1851. Vgl. „Memoir and correspondence of Admiral Sir E. C.“ (hrsg. von Lady Bourchier, Lond. 1873–75, 2 Bde.).

2) Sir William John, engl. General, ältester Sohn des vorigen, geb. 1800, trat jung in die Armee und ward 1846 Oberst. Beim Beginn des orientalischen Kriegs im Juni 1854 zum Generalmajor ernannt, führte er an der Alma und bei Inkjerman eine Brigade. Im Juni 1855 avancierte er zum Divisionschef und übernahm nach dem Rücktritt des Generals Simpson mit dem Rang eines Generalleutnants das Oberkommando über die englische Armee in der Krim, wurde jedoch an bedeutenden Aktionen durch den bald erfolgten Abschluß des Waffenstillstandes gehindert. 1857 trat er für Greenwich ins Parlament. 1859–65 war er Generalgouverneur von Gibraltar, und 1863 wurde er General der britischen Armee. Im Oktober 1877 trat er in den Ruhestand und starb 6. Aug. 1884 in London.