Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Chorĕographie“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 4 (1886), Seite 76
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Chorĕographie. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 76. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Chor%C4%95ographie (Version vom 25.05.2024)

[76] Chorĕographie (griech.), die Kunst, die Tänze durch Zeichen anzudeuten, wie die Töne durch Noten bezeichnet werden. Sie bezieht sich auf die Stellung der Füße und die Haltung der Arme, auf Bewegung ohne Fortrücken und auf die Schritte mit dem Grad ihrer Geschwindigkeit in der Figur (Tour) des Tanzes. Aus gewissen Hieroglyphen will man erraten, daß bereits die Ägypter eine ähnliche Kunst besessen haben; auch die Römer schrieben ihre Saltatio durch Zeichenschrift auf, welche jedoch verloren gegangen ist. Als Erfinder der C. gilt Thoinot Arbeau (Anagramm von Jehan Tabourot), der in seinem Werk „Orchèsographie“ (Langres 1588; deutsch von A. Czerwinsky: „Tänze des 16. Jahrhunderts“, Danzig 1878) zu jedem Tanztonstück unter den Noten die Schritte vorzeichnete; doch hat man Belege dafür, daß dieses Verfahren in Frankreich schon weit früher in Gebrauch war. Der eigentliche Ausbildner und Vervollkommner der C. ist der Tanzmeister Beauchamp; Noverre erklärte sich gegen die C. Le Feuillet, ein Pariser Tanzmeister, eignete sich die Erfindung zu und gab eine „Chorégraphie, ou l’art d’écrire la danse par caractères, figures et signes demonstratifs“ (2. Aufl., Par. 1701; deutsch in Tauberts „Rechtschaffenem Tanzmeister“, Leipz. 1717) heraus. Jetzt ist jeder Ballettmeister so ziemlich sein eigner Choreograph. Vgl. St.-Léon, Stenochorégraphie, ou l’art d’écrire promptement la danse (Par. 1852).