Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Chappe“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 941
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  1. Ignace Chappe (franz.)
  2. Claude Chappe
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Chappe. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 941. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Chappe (Version vom 23.06.2021)

[941] Chappe (franz., spr. schapp), Gespinst aus Seidenabfällen, s. Seide.

Chappe (spr. schapp), 1) Ignace Urbain Jean, Neffe des Astronomen Chappe d’Auteroche, geb. 1760 zu Rouen, erhielt, nachdem er sein Studium der Rechte beendigt, eine Stelle beim Finanzwesen, verlor zwar dieselbe durch die Revolution, ward aber dafür Deputierter des Sarthedepartements in der Gesetzgebenden Versammlung. Hierauf nahm er teil an den telegraphischen Unternehmungen seines Bruders und ward nach dessen Tode Direktor der Pariser Telegraphen, verlor aber unter Villèles Ministerium seinen Posten und starb 1828 in Paris. Er schrieb eine „Histoire de la télégraphie“ (Par. 1824, 2 Bde.; neue Ausg. 1840).

2) Claude, Bruder des vorigen, geb. 1763 zu Brûlon Le Maine (Sarthe), trat in den geistlichen Stand und erhielt zwei Pfründen, wodurch es ihm möglich wurde, seiner längst vorwaltenden Neigung zur Experimentalphysik ungestört nachzuhängen. Im J. 1792 als Mitglied in die Philomathische Gesellschaft zu Paris aufgenommen, kam er auf den Gedanken, mit entfernt lebenden Freunden durch Zeichen zu sprechen, und konstruierte eine optische Vorrichtung, welche dem Zweck entsprach. Noch in demselben Jahr übergab er dem Konvent die Beschreibung, und 1793 wurde eine telegraphische Linie von Paris nach Lille hergestellt. Die Regierung errichtete eine besondere telegraphische Administration, welche aus C. und zweien seiner Brüder bestand. Auf Grund dieses Erfolgs wird C. gewöhnlich als Erfinder des optischen Telegraphen bezeichnet; indes ist ein solcher schon 1684 von Robert Hooke angegeben worden, und C. selbst mußte erleben, daß ihm die Priorität seiner Erfindung streitig gemacht wurde. Darüber in tiefe Schwermut versunken, ertränkte er sich zu Paris 23. Jan. 1805 in einem Brunnen.