Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Cazotte“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 881
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Cazotte. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 881. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Cazotte (Version vom 20.08.2021)

[881] Cazotte (spr. -sott), Jacques, franz. humoristischer Erzähler, geb. 1720 zu Dijon, wurde bei der Marineverwaltung angestellt und als Kontrolleur nach Martinique gesandt. Nach seiner Rückkehr lebte er als Privatmann, hochgeachtet als liebenswürdiger und geistreicher Gesellschafter, trat dann zur Sekte der Martinisten über und wurde 10. Aug. 1792 gefangen gesetzt. Der Mut seiner Tochter vermochte ihm nur für wenige Tage das Leben zu fristen, er ward 25. Sept. 1792 guillotiniert. Schon früh hatte er angefangen, Fabeln, Märchen und Lieder zu dichten. Berühmt wurde er durch das Schlummerlied („Tout au beau milieu des Ardennes“), welches er für die Amme des Herzogs von Burgund dichtete, und das in ganz Frankreich gesungen wurde. Dieser Erfolg wurde noch übertroffen durch den seiner beiden Hauptwerke: „Ollivier“ (Par. 1762, 2 Bde.), eines in Ariosts Manier geschriebenen Rittergedichts, und „Le diable amoureux“ (das. 1772), eines höchst originellen Märchens in spanischem Gewand, welches wegen seiner witzigen, lebendigen Darstellung und natürlichen Anmut seinen Leserkreis bis in die neueste Zeit bewahrt hat. Seine große Gewandtheit im Versemachen bewies er dadurch, daß er in einer Nacht einen siebenten Gesang zu Voltaires „Guerre civile de Genève“ dichtete und zwar so genau in Voltaires Manier, daß er ganz Paris täuschte. Solche Kraftproben aber schadeten dem Wert seiner Dichtungen. Von seinen übrigen Schriften sind zu erwähnen: die sehr hübsche Erzählung „Le Lord impromptu“ (Par. 1771) und die mit Hilfe des arabischen Mönchs Dom Chavis gedichteten arabischen Märchen, welche eine Fortsetzung von „Tausendundeine Nacht“ sind und Band 37–40 des „Cabinet des fées“ einnehmen. „La prophétie de C.“ ist ein Werk Laharpes. Die vollständigste Ausgabe seiner Werke ist: „Œuvres badines et morales, historiques et philosophiques de C.“ (1816–17, 4 Bde.); eine Auswahl erschien 1847.