Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Cartouche“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 831
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Cartouche. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 831. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Cartouche (Version vom 20.06.2021)

[831] Cartouche (franz., spr. -tuhsch), s. Kartusche.

Cartouche (spr. -tuhsch), Louis Dominique, berüchtigter Dieb und Gauner, geb. 1693 zu Paris, Sohn eines Weinschenken, wurde Anführer einer zahlreichen Bande in und um Paris, über die er die unumschränkteste despotische Gewalt ausübte, und durch welche Diebstähle und Mordthaten mit immer steigender Frechheit ausgeübt wurden. Kühn trotzte er der Polizei, von geheimen Freunden allenthalben unterstützt, bis er endlich, von einem seiner Vertrauten verraten, 6. Okt. 1721 in einer Schenke ergriffen wurde. Auf der Folter nannte er weder seinen Namen noch Verbrechen oder Mitschuldige. Das peinliche Parlamentsgericht verurteilte ihn zum Tode durch das Rad. Erst unmittelbar vor der Exekution gestand er alles ein und nannte eine Unzahl von Mitschuldigen, darunter viele Damen und bekannte Edelleute. Maler, Kupferstecher, Bänkelsänger wetteiferten, seinen Namen zu verewigen. Noch während des Prozesses brachten ihn Legrand und Riccoboni auf die Bühne. Vgl. „Neuer Pitaval“, Bd. 13 (Leipz. 1848); Maurice, C., histoire authentique (Par. 1859).