Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kartusche“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 577
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Kartusche. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 577. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kartusche (Version vom 09.01.2023)

[577] Kartusche (franz. Cartouche, ital. Cartoccio), eigentlich Rolle, Name der in Gestalt von halb aufgerollten Bändern und Blättern ausgeführten Titel von Landkarten, Wappen, Büchern etc. sowie der in der spätern Renaissancezeit aufgekommenen Zierrahmen mit aufgerollten oder umgebogenen Enden, die oft ganze Landschaften und allegorische Figuren darstellten; dann überhaupt rahmenartige Einfassungen von Schildern, wie sie seit der Mitte des 16. Jahrh. in der Architektur und im Kunstgewerbe, namentlich in der Buchverzierung, sehr häufig vorkommen und in ihren Mittelschilden oft Devisen, Namenszüge, Wappen, Embleme u. dgl. enthielten (s. Figur). Die Kartuschen

Kartuschen.

sind besonders für die deutsche und holländische Renaissance charakteristisch, haben aber ihre höchste Entwickelung durch den Barock- und Rokokostil erreicht. Vgl. Springer, Hundert Kartuschen verschiedener Stile (Berl. 1878).

Im Geschützwesen heißt K. (franz. gargousse) die in einem Kartuschbeutel aus Seidentuch (Gewebe aus Abfällen der Rohseide) eingeschlossene Pulverladung der Geschütze. Die K. ist oben mit Bindfaden zugebunden, für 21 cm Mörser und kurze 15 cm Kanonen noch durchgenäht, um sie fester zu machen. Die Kartuschnadel ist ein zugespitzter Stahldraht mit Handgriff zum Durchstechen der K. behufs leichterer Entzündung durch die Schlagröhre. K. heißt auch die von Reitern an einem Bandelier über der linken Schulter getragene Patronentasche.