Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Bull-Run“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 625
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Bull-Run. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 625. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Bull-Run (Version vom 09.07.2021)

[625] Bull-Run (spr. bull-rönn), ein Bach im NO. Virginias, der sich in einen Nebenfluß des Potomac ergießt, hat in dem nordamerikanischen Sezessionskrieg zwei Schlachten den Namen gegeben. Die erste derselben fand 21. Juli 1861 statt. Auf unionistischer Seite befehligte M’Dowell, ihm gegenüber stand Beauregard. Die Ungeübtheit des zwar 35,000 Mann starken, aber meist aus unerprobten Milizen bestehenden Bundesheers, die langsame Ausführung der Dispositionen, vor allen Dingen aber das Eingreifen des südstaatlichen Generals Johnston im letzten entscheidenden Augenblick mit einem frischen Truppenkorps von 3000 Mann, endlich die Panik, welche im Troß und unter den zahlreichen Zuschauern bei der Nordarmee ausbrach, hatten die Niederlage und den eiligen Rückzug, zuerst des rechten Flügels der Nordarmee, zur Folge. In der allgemeinen Auflösung hielt nur die Brigade Blenkers die Ordnung beim Zentrum und linken Flügel aufrecht und ermöglichte so einen geordneten Rückzug nach Centreville. Der Verlust der Bundestruppen betrug 1500 Tote und Verwundete, 1216 Vermißte, 28 Kanonen und fast alles Kriegsmaterial. Die Folge der Schlacht war, daß die Sezessionisten ihre Linien bis in die Nähe von Washington vorschieben konnten, während im N. eine neue Armee organisiert werden mußte. Die zweite Schlacht am B. fand 29. und 30. Aug. 1862 statt. Damals bewerkstelligte M’Clellan seinen Rückzug vom James River nach Washington, und zur Deckung desselben sollte General Pope von Washington aus eine Bewegung nach dem obern Rapidan machen und dadurch Richmond bedrohen. Rasch faßten die Sezessionisten den Plan, unbekümmert um M’Clellan auf Pope sich zu werfen und einen Streich gegen Washington auszuführen. Pope wich, stets sich verteidigend, vor dem andringenden Heer Lees zurück, mußte indes, auf dem rechten Flügel von dem Korps des Generals Jackson umgangen, seine Fronte wechseln und, statt wie bisher über den Rapahannock zurückzugehen, die Linie des B. zu gewinnen suchen, wo ihm möglicherweise eine Unterstützung durch M’Clellan zu teil werden konnte. Diese letztere aber erfolgte nicht zur rechten Zeit, und so ging auch diese Schlacht von B. für die Unionisten verloren. Besonders rühmlich hielt sich dabei das deutsche Korps unter General Sigel. Die Schlacht, für beide Teile eine der blutigsten des ganzen Kriegs (der Verlust betrug beiderseits mindestens 10,000 Mann), blieb übrigens ohne entscheidende Nachwirkung; ihr für die Unionisten ungünstiger Ausgang fiel vor allem M’Clellan zur Last, insofern er trotz wiederholten Befehls des Kriegsministers nicht rechtzeitig Verstärkungen von Alexandria aus zu Pope hatte stoßen lassen. Vgl. Barnard, The battle of Bull-Run (New York 1862).