Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Buchsbaum“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 581
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Buchsbaum. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 581. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Buchsbaum (Version vom 20.08.2021)

[581] Buchsbaum (Buxbaum, Buxus L.), Gattung aus der Familie der Euphorbiaceen, kleine Bäume und Sträucher mit gegenüberstehenden, ganzrandigen, lederartigen, immergrünen Blättern, zweihäusigen Blüten in den Blattwinkeln und schwarzen Samen in dreihörnigen, dreifächerigen Kapseln; 18 Arten. B. sempervirens L. (echter B.), in Südeuropa, Nordafrika, im Orient bis zum Himalaja, vielleicht auch in China und Japan, ist ein 4–9 m hoher, sehr langsam wachsender Strauch mit vierkantigen, an zwei gegenüberstehenden Seiten behaarten Ästen und länglichen, kurzgestielten Blättern. Die strauch- oder baumartige Form des echten Buchsbaums (arborescens) wächst besonders im Orient, in Nordafrika, Südeuropa und in den Ländern am Schwarzen Meer und erreicht bedeutende Dimensionen, die zwergartige Form (suffruticosa) ist in unsern Gärten sehr verbreitet und dient namentlich zu Einfassungen. Der B. spielt als Zierpflanze, die den Schnitt sehr gut verträgt, besonders im Lenôtreschen Gartenstil eine große Rolle. Von großer Wichtigkeit ist das ungemein feste, schwere und schön gelbe Holz des Buchsbaums. In Spanien, Italien und Frankreich verarbeitet man die dünnern Stämmchen zu Drechsler- und geschnitzten Artikeln und zu musikalischen Instrumenten, während das orientalische Holz der stärkern Stämme, welches meist über Smyrna in den Handel kommt, das Material für den Holzschnitt liefert. Früher wurde es auch als Surrogat des Guajakholzes ebenso wie die Blätter medizinisch benutzt. Die Rinde enthält ein Alkaloid, das Bebeerin oder Buxin (s. d.). Das Buchsbaumholz war schon im Altertum als nordisches und abendländisches Ebenholz sehr geschätzt; es diente zu Werkzeugen, musikalischen Instrumenten, Schmuckkästchen, Götterbildern etc. Die spätern Römer benutzten den B. zu Einfassungen von Gängen und Beeten und schnitten die Sträucher zu mannigfachen Gestalten, Tierbildern und Buchstaben zu. B. balearica Willd., auf den Balearischen Inseln und im südlichen Spanien, ein sich pyramidenförmig bauender, bis 25 m hoher Strauch mit 4 cm langen Blättern, gedeiht bei uns nur im Kalthaus. B. microphylla Sieb. et Zucc. ersetzt die erstere Art in Japan und liefert ein ebenso wertvolles Holz.

Buchsbaum (Puchsbaum), Hans, einer von den Baumeistern des Stephansdoms zu Wien im 15. Jahrh., übernahm 1429 den Ausbau des Doms, vollendete 1432 den Turm an der Südseite und arbeitete auch an dem andern. 1451–52 erbaute er die Spinnerin am Kreuz genannte Denksäule am Wiener Berg. Er soll 1454 gestorben sein. Eine Sage läßt ihn als Lehrjungen durch seinen Meister Pilgram aus Neid vom Gerüst herabgestürzt werden. Pilgram war aber erst zu Anfang des 16. Jahrh., lange nach Buchsbaums Tod, als Baumeister am Dom beschäftigt.