Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Buchreligion“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Buchreligion“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 3 (1886), Seite 580
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Buchreligion
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Buchreligion. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 580. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Buchreligion (Version vom 03.08.2022)

[580] Buchreligion nennt man die Religion der Chinesen wegen der fünf Kings des Konfucius und des Taoteking des Laotse, die der Inder wegen der brahmanischen Weden und des buddhistischen Tripitaka, die der Perser wegen des Avesta, die der Juden und Christen wegen der Bibel und die der Mohammedaner wegen des Korans. Nur diesen Religionen ist Dauer verbürgt, weil ihre „heiligen Schriften“ den steten Verjüngungsquell für sie bilden. Darauf beruht bei aller damit verbundenen Unfreiheit die Zug- und Lebenskraft, die z. B. selbst der Islam allem Gerede von seiner Selbstauflösung zum Trotz offenbart. Ebenso erfahrungsgemäß aber enthält die Vorstellung der Inspiration, welche in irgend einer Gestalt von allen Buchreligionen zu Hilfe gerufen wird, um den schriftlichen Religionsunterlagen eine übernatürliche Autorität zu sichern, eine wirksame Herausforderung zur Kritik, zunächst ebendieser Religionsbücher, sodann auch der auf sie gegründeten Glaubensformen selbst.