Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Bremer“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 390
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Bremer. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 390. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Bremer (Version vom 12.07.2023)

[390] Bremer, Fredrika, schwed. Romanschriftstellerin, geb. 17. Aug. 1801 zu Tuorla bei Abo in Finnland, kam in ihrem dritten Jahr mit ihrem Vater, einem reichen Kaufmann und Bergwerksbesitzer, nach der Provinz Schonen, lebte dann in Norwegen bei ihrer Freundin, der Gräfin Sonnerhjelm, und wirkte auch eine Zeitlang als Lehrerin in einem Töchterinstitut zu Stockholm. Später bereiste sie Deutschland, die Schweiz, Italien, England, die Vereinigten Staaten nebst der Insel Cuba, endlich 1853–56 auch den Orient und verlebte den Rest ihres Lebens (unverheiratet) auf ihrem Landgut Arste bei Stockholm, wo sie 31. Dez. 1865 starb. Sie gehört zu den besten schwedischen Romanschriftstellerinnen. In ihren Werken treten weibliche Naivität und Anmut, tüchtiger Verstand, ein unverbildetes Gemüt, getreue und gesunde Lebensauffassung, tiefe Kenntnis des menschlichen, besonders weiblichen, Herzens und anschauliche Darstellungsgabe überall zu Tage. Das Gebiet, auf dem sie ganz zu Hause, ist das Familienleben, und ihre Darstellungen desselben sind wenn auch zuweilen zu minutiös und weitschichtig, doch anziehend und einzig in ihrer Art. Am gelungensten erscheinen ihre ersten Romane: „Die Familie H.“ (1833) und „Die Töchter des Präsidenten“ (1834), besonders aber „Die Nachbarn“ (1873), welch letzterer später von Charl. Birch-Pfeiffer dramatisiert wurde. In der Komposition schwächer sind „Das Haus“ (1839) und „Streit und Friede“ (1840); doch enthält letzterer meisterhafte Naturschilderungen. In andern Erzählungen, wie in „Nina“ (1835), wagt sie sich an die Lösung sozialer Probleme, doch nicht mit glücklichem Erfolg. Alle diese Novellen erschienen gesammelt unter dem Titel: „Teckningar ur hvardagslifvet“ (Stockh. 1835–43, 7 Bde.), an welche sich „Nya teckningar ur hvardagslifvet“ (das. 1844–48, 8 Bde.) anschließen. Teile der letztern bilden: „Ein Tagebuch“ (1843), „In Dalekarlien“ (1845) und „Geschwisterleben“ (1848). Sie wurden zusammen als „Skizzen aus dem Alltagsleben“ (Leipz. 1841–53, 20 Bde.), auch einzeln öfters ins Deutsche, außerdem ins Französische, Englische, Holländische und noch andre Sprachen übersetzt. In den „Morgon-Väkter“ (Stockh. 1842; deutsch von Runkel u. d. T.: „Morgendämmerungen“, Elberf. 1842) hat die Dichterin ihr religiöses Glaubensbekenntnis niedergelegt. Anziehende Reiseschilderungen gab sie in den Werken: „Leben im Norden“ (Stockh. 1849); „Mittsommerreisen“ (das. 1849; deutsch, Leipz. 1849); „England im Jahr 1851“ (deutsch, Altona 1852); „Heimat in der Neuen Welt“ (Stockh. 1853; deutsch, Leipz. 1854–55) und „Leben in der Alten Welt“ (das. 1860–62). Ihre spätern Romane, wie namentlich „Hertha“ (1856) und „Vater und Tochter“ (1859), stehen an Frische und dichterischem Reiz weit hinter den frühern zurück. Eine Auswahl ihrer Schriften („Samlade skrifter i urval“) erschien in 6 Bänden (Örebro 1869–72), eine deutsche Übersetzung in 50 Bänden (Leipz. 1857–65). Ihre Schwester Charlotte Quiding gab aus ihrem Nachlaß heraus: „Lebensschilderung, Briefe und nachgelassene Schriften von Fr. B.“ (Leipz. 1865, 3 Bde.).