Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Biener“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 2 (1885), Seite 912
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Biener. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 912. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Biener (Version vom 10.04.2023)

[912] Biener, 1) Wilhelm, tirol. Staatskanzler, geb. 1585 zu Amberg in der Oberpfalz, trat, im Jesuitenkollegium erzogen und zum Dr. jur. promoviert, zuerst in die Dienste des Markgrafen von Burgau, dann in bayrische, endlich in die Kaiser Ferdinands II., der ihn 1630 dem Erzherzog Leopold in Tirol als Geheimrat beigab. Bei diesem und seiner Witwe Claudia galt B. lange als der einflußreichste und würdigste Ratgeber. Doch nach Claudias Tod wurde er unter der Regierung des Erzherzogs Ferdinand Karl von der welschen Partei, welche ihn haßte, gestürzt, auf falsche Anklagen hin zum Tod verurteilt und 17. Juli 1651 auf Schloß Rattenberg enthauptet, da die Begnadigung zu spät eintraf. H. Schmid hat seine Lebensgeschichte in dem Roman „Der Kanzler von Tirol“ behandelt.

2) Christian Gottlob, verdienter Rechtsgelehrter, geb. 10. Jan. 1748 zu Zörbig, studierte in Wittenberg und Leipzig, habilitierte sich 1776 an letzterer Universität als Dozent, ward 1782 außerordentlicher, 1790 ordentlicher Professor der Rechte, 1809 Ordinarius der Juristenfakultät sowie Domherr zu Merseburg und Hofrat und starb 13. Okt. 1828. Seine bedeutendsten Schriften sind: „Commentarii de origine et progressu legum juriumque germanicorum“ (Leipz. 1787–95, 3 Bde.); „Systema processus judiciarii et communis et saxonici“ (das. 1801; 4. Aufl. von Siebdrat und Krug, Berl. 1834–35, 2 Bde.); „Opuscula academica“ (Leipz. 1830, 2 Bde.).

3) Friedrich August, Sohn des vorigen, ebenfalls ausgezeichneter Rechtsgelehrter, geb. 5. Febr. 1787 zu Leipzig, besuchte die Nikolaischule, 1802 die Universität seiner Vaterstadt und später die zu Göttingen, hielt dann einige Jahre hindurch in Leipzig akademische Vorlesungen, folgte 1810 dem Ruf als Professor der Rechte an die neubegründete Universität zu Berlin, ward 1829 zum Geheimen Justizrat ernannt und lebte seit 1834 privatisierend in Dresden, wo er 2. Mai 1861 starb. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: „Geschichte der Novellen Justinians“ (Berl. 1824); „Beiträge zu der Geschichte des Inquisitionsprozesses und der Geschwornengerichte“ (Leipz. 1827); „Beiträge zur Revision des Justinianischen Kodex“ (mit Heimbach, Berl. 1833); „Das englische Geschwornengericht“ (Leipz. 1852–55, 3 Bde.); „Wechselrechtliche Abhandlungen“ (das. 1859).