Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Berthollet“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 2 (1885), Seite 795
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Berthollet. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 795. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Berthollet (Version vom 10.04.2021)

[795] Berthollet (spr. -lä), Claude Louis, Graf von, Chemiker, geb. 9. Dez. 1748 zu Talloire in Savoyen, studierte zu Turin und ging 1772 nach Paris, wo er 1794 Professor der Chemie an der Normalschule wurde. 1796 ging er nach Italien, um die erbeuteten Kunstschätze für die Pariser Kabinette auszuwählen, wohnte dann der Expedition nach Ägypten bei und kehrte 1799 mit Bonaparte zurück. Nach dem 18. Brumaire wurde er Mitglied des Erhaltungssenats und Graf und erhielt 1804 die Senatorie von Montpellier. Ludwig XVIII. ernannte ihn zum Pair, in welcher Würde B. 1815 bei der zweiten Restauration bestätigt wurde. Er starb 6. Nov. 1822 in Arcueil bei Paris. Auf seinem Landhaus zu Arcueil unterhielt er ein chemisches Laboratorium und eine Gesellschaft von Chemikern (Société d’Arcueil), welche die analytische Chemie praktisch trieb und drei Bände „Mémoires“ herausgab. Er entdeckte die Zusammensetzung des Ammoniaks, arbeitete über das Chlor und dessen Anwendung zum Bleichen (Bertholletsche Bleichflüssigkeit), über das chlorsaure Kali und dessen Verwendbarkeit zur Bereitung eines besonders wirksamen Schießpulvers, über das Knallsilber (Bertholletsches Knallpulver), über die Färbekunst etc. Von großer Bedeutung waren ferner seine Aufstellung einer chemischen Statik und seine Darstellung der Gesetze der Verwandtschaft in der Chemie. Er trug am meisten zur Reform der chemischen Nomenklatur bei. Seine wichtigsten Schriften sind: „Méthode de nomenclature chimique“ (mit Lavoisier, Par. 1787); „Éléments de l’art de la teinture“ (das. 1791, 2 Bde.; 1805; übersetzt von Gehlen, Berl. 1806); „Description de l’art du blanchiment des toiles par l’acide muriatique oxygéné“ (Par. 1795); „Recherches sur les lois de l’affinité“ (das. 1801; übersetzt von Fischer, Berl. 1802); „Essai de statique chimique“ (Par. 1803, 2 Bde; deutsch von Bartholdy, Berl. 1811).