Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Awdjéjew“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 17 (Supplement, 1890), Seite 82
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Awdjéjew. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 17, Seite 82. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Awdj%C3%A9jew (Version vom 28.04.2022)

[82]  Awdjéjew, Michael Wasiljewitsch, russ. Schriftsteller, geb. 22. (10.) Sept. 1821 zu Orenburg, erhielt seine Ausbildung im Institut der Wegebauingenieure und widmete sich dann, mit mehrfachen Unterbrechungen, dem Staatsdienst. Er hat eine ganze Reihe von Romanen und Erzählungen geschrieben. Sein Erstlingswerk ist die Romantrilogie „Tamarin“ (1852; deutsch: „Tamarin und Iwanow“, Jena 1874), dessen Held ein weltschmerzlich angehauchter, selbstgefälliger Räsonneur und Herzensbezwinger ist, ein von Lermontow in die russische Litteratur eingeführter Typus. Ungemein viel Aufsehen machte sein zweiter großer Roman „Podwódnyj kamjen“ („Die Klippe“, 1860), in welchem er mit recht gewagter Tendenz das Thema der „freien Liebe“ behandelte. Noch weiter ging A. in dem Roman „Mäsh dwuch ognéi“ („Zwischen zwei Feuern“, 1868) in derselben Richtung, fand jetzt jedoch nicht mehr den frühern Beifall, weil inzwischen in der russischen Gesellschaft die Strömung sich zu ändern begann. Diese beiden Romane sind sehr bedeutsame kulturgeschichtliche Zeugen für die damals in der russischen Gesellschaft gärenden sozialen Elemente. Die spätern Werke treten vor diesen in den Hintergrund. Erwähnenswert sind die Erzählung „W ssorokowých godách“ („In den vierziger Jahren“, 1876), eine frische Schilderung der litterarischen Kreise jener Zeit mit Belinskij und Alexander Herzen im Mittelpunkt, und „Rússkoje óbstschesstwo w gerójach i geróinjach literatury“, der Versuch, an den Helden und Heldinnen der Hauptwerke der russischen Belletristik die geistige und soziale Entwickelung der russischen Gesellschaft zu messen. A. starb 1. Febr. (a. St.) 1877 in Petersburg.