Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Auer“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 2 (1885), Seite 45
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Auer. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 45. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Auer (Version vom 10.04.2021)

[45] Auer, 1) Aloys, Ritter von Welsbach, Buchdrucker, geb. 11. Mai 1813 zu Wels in Oberösterreich, trat 1825 in seiner Vaterstadt in die Lehre, wo er neben der Ausbildung zu seinem Beruf neuere Sprachen mit solchem Erfolg trieb, daß er 1836 an der Universität eine Lehramtsprüfung bestand. Im J. 1837 wurde er in Linz Lehrer der italienischen Sprache, und nachdem er 1839 eine Studienreise durch Deutschland, die Schweiz, Frankreich und England gemacht, verfolgte er nach seiner Rückkehr den Plan der Gründung einer typographischen Anstalt zur Ausführung von Sprachlehren und Wörterbüchern nach einem klaren Bild in gleicher Seitenbezifferung der verwandten Stämme. Im J. 1841 wurde er, nachdem er die Aufmerksamkeit des Fürsten Metternich auf sich gelenkt, Direktor der damals sehr herabgekommenen k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien. Das ganze Letternwesen der Anstalt wurde nach Auers typometrischem System umgestaltet und die Drucklegung in 500 einheimischen und 100 fremden Alphabeten (bei orientalischen in ihrer eigentümlichen Ornamentik) ermöglicht. Genaue Mitteilungen darüber gab A. in der Schrift „Der polygraphische Apparat der Wiener k. k. Hof- und Staatsdruckerei“ (Wien 1853); auch schrieb er eine ausführliche Geschichte dieser Anstalt (das. 1851). Unter Auers Leitung erblühte die Wiener Staatsdruckerei zu einem der großartigsten Institute dieser Art, und dies veranlaßte die Regierung, A. auch mit der Oberleitung der Ärarialpapierfabrik Schlöglmühl bei Gloggnitz und 1862 mit der der k. k. Porzellanfabrik zu betrauen. Im J. 1860 in den erblichen Ritterstand erhoben, legte er 1864 die Direktion der Porzellanfabrik nieder, und 1868 zog er sich auch von der Staatsdruckerei zurück. Er starb 10. Juli 1869 in Wien. A. erfand den Naturselbstdruck (s. d.), dessen Verfahren er beschrieb in der Schrift „Die Entdeckung des Naturselbstdrucks“ (Wien 1854), und konstruierte mehrere Pressen; auch rührt von ihm das Verfahren her, die Fasern der Maispflanze zum Spinnen und Weben, deren Abfälle aber zu Papier zu verwenden. Er schrieb eine französische und italienische Sprachlehre und gab eine Reihe typographischer Werke heraus, namentlich: „Sprachenhalle, oder das Vater Unser in 608 Sprachen und Mundarten, mit lateinischen Typen“ (Wien 1814); „Das Vater Unser in 206 Sprachen mit den nationalen Schriftzeichen“ (das. 1847); „Typenschau des gesamten Erdkreises“ (das. 1845); „Das typometrische System in allen seinen Buchstabengrößen und Gestalten“ (3 Tafeln, das. 1845); „Grammatischer Atlas, oder theoretisch-tabellarische Darstellung aller nach Stämmen geordneten Sprachen des Erdkreises“ (das. 1854); „Beiträge zur Geschichte der Auer“ (2. Aufl., das. 1862).

2) Leopold, Violinspieler, geb. 28. Mai 1845 zu Veszprim in Ungarn, erhielt seine musikalische Ausbildung am Pester Konservatorium durch Ridley Kohne, dann 1857–58 auf dem Konservatorium zu Wien und genoß zuletzt noch in Hannover den Unterricht Joachims. 1863–65 wirkte er als Konzertmeister in Düsseldorf, 1866–67 in gleicher Eigenschaft in Hamburg und ging 1868 als Solospieler der kaiserlichen Kapelle nach St. Petersburg, von wo aus er wiederholte, von glänzendem Erfolg begleitete Kunstreisen unternahm, unter andern auch nach London, wo er als Solo- wie als Quartettspieler gleich enthusiastische Anerkennung fand. A. gehört vermöge seiner unfehlbaren Technik und seines seelenvollen Vortrags zu den Virtuosen ersten Ranges. Als Komponist ist er bisher noch nicht aufgetreten.

3) Adelheid von, s. Cosel.