Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Atellāne“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 991
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Atellāne. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 991. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Atell%C4%81ne (Version vom 21.05.2024)

[991] Atellāne (fabula Atellāna), altital. Volkslustspiel mit stehenden Charaktermasken (wie die commedia dell’ arte der Italiener), welches die Krähwinkeleien des ländlichen und kleinstädtischen Lebens darstellte. Von alters her in Übung bei der oskischen Bevölkerung Kampaniens (daher auch als oskisches Spiel von den Römern bezeichnet), erhielt dieses Possenspiel seinen Namen nach der kampanischen Stadt Atella, welche in ähnlichem Ruf wie Abdera und Schilda gestanden zu haben scheint. Seit Ende des 3. Jahrh. v. Chr. als Nachspiel (exodium) auf der römischen Bühne eingeführt, wurde die A. von maskierten freien römischen Jünglingen (nicht Schauspielern von Profession, histriones) improvisiert, bis sie im Anfang des 1. Jahrh. durch Novius und L. Pomponius von Bononia aus einer Volksposse zu einem Zweig der Kunstdramatik in der den Griechen entlehnten Form des regelmäßigen Lustspiels erhoben wurde. Seit der Mitte des 1. Jahrh. durch die Mimen (s. d.) verdrängt, nahm sie in der Kaiserzeit einen neuen Aufschwung; ihr Fortleben läßt sich noch lange verfolgen, bis sie allmählich mit dem Mimus zusammenfloß. Stehende Charaktermasken der A. waren: Maccus, der gefräßige und lüsterne Dummkopf (der Pulcinell der commedia dell’ arte); Bucco, der Pausback, ein Prahler und Schwätzer (Brighella); Pappus, der Alte, meist ein eitler und geiziger Patron (Pantalone); Dossennus, der verschmitzte Charlatan (der Dottore). Vgl. Munk, De fabulis Atellanis (Leipz. 1840); Mommsen, Römische Geschichte, Bd. 2.