Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Asseln“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 953954
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Asseln. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 953–954. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Asseln (Version vom 15.09.2022)

[953] Asseln (Isopōden, Isopŏda), Unterordnung der Ringelkrebse (s. d.), eine sehr artenreiche Gruppe, deren meiste Vertreter im Meer leben. Ihr Leib ist in der Regel von oben nach unten zusammengedrückt. Die sieben Paar Brustbeine sind unter sich ziemlich gleichgestaltet (daher der Name Isopoden, „Gleichfüßer“) und tragen meist sämtlich Klauen, nur ausnahmsweise Scheren. Die Beine des Hinterleibes sind zum Schwimmen und zugleich zum Atmen eingerichtet, indem von den zwei Platten, aus denen jedes Bein besteht, die eine sehr dünnhäutig ist und als Kieme dient. Das Herz ist gewöhnlich kurz. Unter den zahlreichen Familien sind die wichtigsten: die Scherenasseln oder Tanaidae, mit starker Schere am ersten Brustfußpaar; die Fischläuse (Fischzecken) oder Cymothoidae, Parasiten auf der Haut oder in der Mundhöhle von Fischen, zwitterig (s. Ringelkrebse); die Kugelasseln oder Sphaeromidae, können sich wie ein Igel zusammenrollen; die Schachtasseln oder Idoteidae, sehr lange und dünne A.; die Wasserasseln oder Asellidae; die Binnenasseln oder Entoniscidae, durch Parasitismus in Krebsen bis zur Unkenntlichkeit enstellte A.; endlich die Landasseln oder Oniscidae. Zur Familie der Wasserasseln, die meist im Meer wohnen, gehört die Bohrassel (Limnoria terebrans Leach), 2–4,5 mm lang, mit langgestrecktem, oberhalb gewölbtem Körper, zwei Griffelfortsätzen am letzten Segment des Postabdomens und fast gleichen, kleinen Fühlerpaaren, bräunlichgrün, erst seit 1810 beobachtet, richtet an den englischen Küsten durch Benagen des Holzwerks unter Wasser Schaden an. Die gemeine Wasserassel (Asellus aquaticus L.), 13 mm lang, mit ganz flach gedrücktem Körper und aus einem einzigen Ring bestehendem Postabdomen, dünnen, borstenförmigen obern und langen untern Fühlern, langen, gestreckten Beinen, von denen das erste Paar in eine Greifhand endigt, und Griffelfortsätzen am [954] letzten Segment des Postabdomens, grünlichgrau, durchscheinend, ist überall häufig in Teichen und Landseen und klettert an Wasserpflanzen herum. Das Männchen ist sehr viel kleiner als das Weibchen. Die Landasseln leben meist an feuchten, dumpfigen Orten, unter Steinen, in Kellern etc., sind vorwiegend außerhalb der Wendekreise zu Hause, manche Arten aber sind durch Verschleppung fast kosmopolitisch geworden. Die Kellerassel (Kelleresel, Oniscus scaber Latr., s. Tafel „Krebstiere“), 13 mm lang, mit eiförmigem, flach gewölbtem Körper, rudimentären obern Fühlern, gleichgestalteten Beinpaaren, Griffelfortsätzen am letzten Segment des Postabdomens, mit matter, körniger, grauer Körperbedeckung, und die ähnliche graubraune, etwas glänzende, auf der Oberseite gelb gefleckte Mauerassel (O. murarius Cuv.) leben in Kellern, an Mauern, in Gewächshäusern, unter Brettern, Steinen etc., meist gesellig, nähren sich von frischen und faulenden Pflanzenteilen, benagen Obst, Wurzelstöcke, Keimlinge und Blütenteile und werden hierdurch schädlich. Man fängt sie am besten durch Auslegen von Kartoffel-, Möhren-, Kürbisschnitten, hohlen Stengeln etc. Die Rollassel (Armadillo officinarum Brandt), 22 mm lang, mit länglich eiförmigem, höher gewölbtem, zusammenrollbarem Körper, breit abgestutzten letzten Afterfüßen, glatt, olivenbräunlich, gelb gefleckt, findet sich in Südeuropa und im Orient und war früher ein vielgebrauchtes Arzneimittel (Millepedes). Auch die Kellerassel wird als Volksheilmittel benutzt und ist mithin nicht giftig.