Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Artôt“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 888
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Artôt. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 888. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Art%C3%B4t (Version vom 03.11.2021)

[888] Artôt (spr. árto), Désirée, eigentlich Montagney, Opernsängerin, geb. 21. Juli 1839 zu Paris von belgischen Eltern, wurde von Frau Viardot-Garcia für die Bühne ausgebildet und debütierte 1858 auf Meyerbeers Veranlassung an der Pariser Großen Oper als Fides mit glänzendem Erfolg, verließ jedoch bald darauf Paris, um in den größern Städten Frankreichs und Belgiens zu gastieren. Im J. 1860 kam sie mit der Lorinischen Gesellschaft nach Berlin, wo sie gleich bei ihrem ersten Auftreten (im „Barbier von Sevilla“) den entschiedensten Erfolg hatte und seitdem zu den häufig wiederkehrenden Gästen der königlichen Oper gehörte. Die übrige Zeit trat sie bald in Brüssel, Amsterdam oder Petersburg, bald in London, bald auf der Hofbühne in Wien auf, wo sie zur kaiserlichen Kammersängerin ernannt wurde. Was diese Künstlerin vorzugsweise charakterisiert, ist die harmonische Einheit ihrer ganzen Erscheinung. Das Heroische, für das die Kraft ihrer Stimme (Mezzosopran) nicht ausreicht, ist ihr ein fremdes Feld; dagegen beherrscht sie das Gebiet der lyrischen und komischen Oper mit seltener Meisterschaft. Sie gehört zu den würdigsten Vertreterinnen des heutzutage so selten gewordenen italienischen Kunstgesangs und konnte als solche im Konzertsaal dieselben Triumphe feiern wie auf der Bühne. Seit 1869 ist sie mit dem spanischen Baritonisten Padilla verheiratet, der sie auf ihren Kunstreisen begleitet und als Bühnen- wie als Konzertsänger ebenfalls reichen Beifall erntet. Beide nahmen 1884 ihren Wohnsitz in Berlin.