Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Anekdŏton“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 560
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Anekdŏton. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 560. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Anekd%C5%8Fton (Version vom 01.11.2021)

[560] Anekdŏton (Mehrzahl: Anekdŏta, griech.), ursprünglich eine noch „nicht herausgegebene“, daher nicht bekannt gewordene Schrift; nach Erfindung der Buchdruckerkunst Bezeichnung für alte Schriften oder Fragmente von solchen, die zum erstenmal durch den Druck veröffentlicht werden, wie dergleichen aus der griechischen und römischen Litteratur in neuerer Zeit Bekker, Bachmann, Boissonade, Cramer u. a. lieferten. Unter dem Titel: „Anecdota Ottoniensia“ gibt gegenwärtig Max Müller (s. d.) in Oxford eine Sammlung von Drucken, meist in orientalischen Sprachen, heraus, die in der Bodleyanischen Bibliothek zu Oxford aufbewahrt werden. Von A. kommt das vulgär gewordene Anekdōte, was zunächst einen von frühern Geschichtschreibern nicht erwähnten besondern Umstand, dann überhaupt eine interessante Einzelheit über Personen, ein überraschendes Geschichtchen bezeichnet. Sammlungen solcher Anekdoten findet man fast bei allen europäischen Kulturvölkern, auch bei Chinesen und Arabern.