Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Amadīnen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 436437
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Amadīnen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 436–437. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Amad%C4%ABnen (Version vom 31.10.2021)

[436] Amadīnen (dickschnäbelige Prachtfinken, Spermestes), Vögelgruppe aus der Ordnung der Sperlingsvögel, der Familie der Webervögel (Ploceidae) und der Unterfamilie der Prachtfinken (Spermestinae), kleine, gedrungen gebaute, mehr oder weniger kurzschwänzige und kurzflügelige Vögel mit starkem, dickem, auf der Firste meist gewölbtem, an den Schneidenrändern mehr oder weniger eingezogenem, wohl auch ausnahmsweise gestrecktem Schnabel, verhältnismäßig hohen und kräftigen Füßen und glattem, in der Regel etwas derbem, bei den verschiedenen Geschlechtern meist, wenn auch nicht immer gleich gefärbtem Gefieder. Sie leben in Afrika, Südasien und Australien vorzugsweise in Steppen, Getreide- und Zuckerrohrfeldern, sind Körnerfresser und brüten zu Anfang des Frühlings ihrer Heimatsländer; sie bauen ein überwölbtes Nest mit seitlichem Eingang und legen 3–6 rein weiße Eier. Die Brutzeit dauert 13–15 Tage, das Wachstum der Jungen bis zum Verlassen des Nestes 15–20 Tage, und 5–8 Tage später sind die Jungen selbständig. Die A. kommen seit dem vorigen Jahrhundert nach Europa und werden wegen ihres ansprechenden Wesens und der Leichtigkeit, mit welcher sie zu erhalten und größtenteils zur Brut zu bringen sind, als Stubenvögel hochgeschätzt, obwohl ihnen ein wirklicher Gesang versagt ist. Sie sind höchst gesellig, und besonders das Pärchen thut alles gemeinschaftlich; sie entwickeln eine große Lebendigkeit, sitzen aber auch stundenlang unbeweglich dicht aneinander gedrängt. Man füttert sie mit weißer Hirse und Kanariensamen, reicht dazu Grünzeug, Mehlwürmer oder ein Weichfutter und läßt es auch an Sepia nicht fehlen; zur Aufzucht der Jungen ist besonders tierische Nahrung erforderlich. Die Erzamadine (kleines Elsterchen, Kappenfink, Spermestes cucullata Swsn., s. Tafel „Stubenvögel“), im tropischen Afrika, ist äußerst munter, ausdauernd, nistet leicht, sehr beliebt. Das zweifarbige Elsterchen (Doppelfarb, S. bicolor Fras.), in Westafrika, sehr schön gefärbt und ebenso empfehlenswert wie das kleine Elsterchen, ausdauernd, nistet schwierig. Das Bronzemännchen (gestreiftes Elsterchen, S. striata L.), überaus häufig an der Malabarküste, auch auf Ceylon, ausdauernd, seltener im Handel, vertritt seit uralten Zeiten in Japan unsern Kanarienvogel und wird in den verschiedensten, auch ganz weißen Spielarten gezüchtet. Der Silberschnabel (Silberfasänchen, S. cantans Gml.), in Mittelafrika, ist äußerst beweglich, läßt sein Liedchen leise zwitschernd ununterbrochen ertönen; ausdauernd, nistet leicht. Das Malabarfasänchen (S. malabarica L.), in Indien und auf Ceylon, dem vorigen sehr ähnlich, paart sich mit demselben äußerst [437] leicht. Der Muskatvogel (S. punctularia L.), in Malakka, auf Java, Flores, Mauritius, sehr häufig auf dem Vogelmarkt, ausdauernd, beliebt, nistet kaum. Der Schilffink (S. castaneothorax Gould), im nordöstlichen Australien, ist schwierig zu erhalten. Der Bandvogel (Halsbandfink, Bluthals, S. fasciata Gml., s. Tafel „Stubenvögel“), in Mittelafrika, ist etwas derb, sehr leicht zu züchten, seit langem bei uns eingebürgert, kommt aus Westafrika in den Handel. Nonnenvögel (Dermophrys Hodgs., Maja Rchbch.) sind stille, gedrungen gebaute, seltsam gefiederte, ausdauernde, kaum in der Gefangenschaft nistende, doch beliebte Vögel: die schwarzköpfige Nonne (Mönchsvogel, Mongole, Chinese, D. rubronigra Hodgs.), auf Ceylon, in Ostindien bis Kochinchina nicht selten; die weißköpfige Nonne (Maja, D. maja L.), auf den Sundainseln (Borneo?); der Bondol (weißköpfige Nonne mit schwarzer Kehle, D. ferruginosa Sparrm.), auf Java, Flores. Vgl. Ruß, Die Prachtfinken (Hannov. 1879).