Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Aldehyd“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 307
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Aldehyd. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 307. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Aldehyd (Version vom 26.01.2023)

[307] Aldehyd (Acetylaldehyd C2H4O) findet sich im Vorlauf von der Spiritusrektifikation, in den Destillationsprodukten der Runkelrübenmelasse, im Wein und Obstwein, entsteht bei der Oxydation von Alkohol und wird dargestellt, indem man saures chromsaures Kali mit einer kalten Mischung von Weingeist, Schwefelsäure und Wasser in einer gut gekühlten Retorte übergießt, dann die Kältemischung entfernt, die sich entwickelnden Dämpfe durch einen aufwärts gerichteten Kühlapparat in wasserfreien Äther leitet, diesen mit Ammoniak sättigt und die ausgeschiedenen Kristalle von Aldehydammoniak mit verdünnter Schwefelsäure destilliert. Gegenwärtig wird A. ausschließlich aus dem Vorlauf der Spiritusfabriken durch fraktionierte Destillation gewonnen. A. ist eine farblose Flüssigkeit vom spez. Gew. 0,80, riecht ätherartig erstickend, mischt sich mit Wasser, Alkohol und Äther, ist höchst flüchtig und sehr leicht entzündlich, siedet bei 21°, brennt mit leuchtender Flamme, reagiert neutral, nimmt aber sehr begierig Sauerstoff auf und geht daher an der Luft schnell in Essigsäure über. Er bildet mit Ammoniak eine kristallisierende Verbindung (Aldehydammoniak), ebenso mit saurem schwefligsaurem Natron und kann aus beiden durch Destillation mit Säuren wieder abgeschieden werden (Reinigung des Aldehyds). Setzt man zu A. etwas Ammoniak und dann satpetersaures Silberoxyd, so bedeckt sich das Gefäß mit einem schönen Silberspiegel. A. ist Alkohol C2H6O minus Wasserstoff, daher der Name: Al(cohol) dehyd(rogenatum), und durch Wasserstoff im Entstehungsmoment geht er wieder in Alkohol über. Man benutzt A. zur Darstellung von Teerfarben, Krotonchloral und Silberspiegeln und als Zusatz zu Fruchtäthern. Auch ist er zur Konservierung der Nahrungsmittel tauglich, weil er energisch Sauerstoff absorbiert und dabei in ebenfalls konservierende Essigsäure übergeht.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 19
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[19] Aldehyd C2H4O bildet bei Gegenwart von Spuren fremder Beimengungen sehr leicht polymere Modifikationen. Bei niedriger Temperatur entsteht Metaldehyd, bei höherer Paraldehyd. Ersterer bildet farblose, bei 112–115° schmelzende Nadeln und geht bei 120° und bei Destillation mit verdünnter Schwefelsäure wieder in A. über. Paraldehyd C6H12O3, welcher beim Versetzen von A. mit kleinen Mengen Salzsäure oder Zinkchlorid entsteht, bildet eine klare, farblose Flüssigkeit, riecht ätherisch erstickend, schmeckt brennend kühl, spez. Gew. 0,992–0,998 bei 15°, siedet bei 124°, erstarrt in der Kälte kristallinisch und schmilzt dann wieder bei 10,5°. Er mischt sich mit Alkohol und Äther, löst sich in 10 Teilen Wasser, reagiert neutral, oxydiert sich aber an der Luft leicht zu Essigsäure. Paraldehyd dient als schlafmachendes Arzneimittel.