Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Akademie“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 246251
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Akademie. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 246–251. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Akademie (Version vom 06.05.2023)

[246] Akademie (griech. akadēmeia, lat. academīa), Anstalt zur Beförderung wissenschaftlicher oder künstlerischer Studien. Ursprünglich führte den Namen A. die Schule Platons, welche denselben von dem Garten des Akademos, einem mit Anlagen versehenen, an der nördlichen Seite der Stadt Athen gelegenen Platz, empfing, in welchem jener seine Vorträge zu halten pflegte. Die erste Gestalt derselben (347–270 v. Chr.), welche sich noch hauptsächlich an die Werke des Stifters hielt, wird als ältere (oder erste) A., die darauf folgende, deren Gründer Arkesilaos (316–241) sich dem Skeptizismus näherte, als mittlere (oder zweite) A., die von Karneades (214–129) begründete, welche dem Probabilismus huldigte, als neuere (oder dritte) A. bezeichnet (s. Platon). Unter den spätern Platonikern, die wieder zum Dogmatismus zurückkehrten, wird auch erst Philon von Larissa (um die Zeit des Mithridatischen Kriegs, 80) als Haupt einer vierten und Antiochos von Askalon (um 50), welcher die Platonische mit den peripatetischen und stoischen Lehren verschmolz und dem Eklektizismus und Neuplatonismus den Weg bahnte, als solcher einer sogen. fünften A. unterschieden.

[247] Im neuern, durch Cicero und die spätern Römer vorbereiteten, zur Renaissancezeit in Italien ausgebildeten Sinn ist A. entweder eine höhere Unterrichtsanstalt oder, und zwar noch häufiger, eine Gelehrtengesellschaft. In der ersten Bedeutung ist A. s. v. w. Universität. Im Unterschied von der Universität versteht man unter A. öfters auch eine Anstalt, welche zum Vortrag nicht aller Wissenschaften, sondern nur einer einzelnen oder mehrerer bestimmt oder auch künstlerischen Studien gewidmet ist. Dergleichen Lehranstalten sind z. B. die katholisch-theologische A. zu Münster in Westfalen (mit zwei Fakultäten und den Rechten einer Universität), das Lyceum Hosianum in Braunsberg und die acht königlichen Lyceen (Akademien für Theologie und Philosophie) in Bayern; ferner die Kriegsakademien zu Berlin, München, die Militärakademien in Wiener-Neustadt, Wien etc.; die Marineakademien in Kiel, Fiume; die Bergakademien zu Freiberg, Klausthal, Leoben, Přibram, Schemnitz etc.; die Forstakademien zu Freiburg, Tharandt, Aschaffenburg, Hohenheim, Münden, Eberswalde etc.; die Akademien für Landwirtschaft zu Hohenheim, Poppelsdorf etc.; die Handelsakademien zu Wien, Graz, Triest etc. Hierher gehören ferner die Akademien der bildenden Künste (s. Kunstakademien). Akademien insbesondere für Baukunst finden sich in Berlin, Dresden, St. Petersburg etc. Endlich ist noch der Musikakademien zu gedenken, worunter man teils wirkliche höhere Lehranstalten für Musik (s. Konservatorien), teils Institute oder Gesellschaften zur praktischen Pflege der Tonkunst versteht. Hierher gehören unter andern die 1669 gegründete Académie royale de musique (jetzige Große Oper) in Paris, die A. für italienische Opernmusik (1720 gegründet, durch Händel berühmt) und die Academy of ancient music (seit 1710) in London, die Accademia filarmonica in Bologna und in Verona, die Singakademie in Berlin, das Gewandhaus in Leipzig, die Musikakademien in Brüssel, in Stockholm etc. – Ein Mittelding zwischen Schule (Gymnasium) und Universität bildeten früher die sogen. akademischen Gymnasien und die Ritterakademien (s. d.), welche jetzt meist zu einfachen Gymnasien umgestaltet oder, wie auch das akademische Gymnasium in Hamburg (1883), ganz eingegangen sind.

Das Vaterland der Akademien im Sinn von Gelehrtenvereinen ist der Sache nach das gräzisierte Ägypten mit Alexandria (wo das „Museion“ thatsächlich eine A. von hoher Bedeutung war), dem Namen und der ganzen Einrichtung nach Italien. Am Hof Cosimos von Medici zu Florenz entstand um 1470 eine Platonische A. An der Spitze dieses Vereins stand der berühmte Platoniker Marsilius Ficini, mit dessen Tod sich (1521) die A. auflöste. Vielleicht schon einige Jahre früher hatte sich an dem Hof Alfons’ V. zu Neapel um Antonio Beccadelli Panormita ein Kreis von Gelehrten zu einer A. vereinigt, in welcher namentlich Laurentius Valla und Giov. Pontano (daher Accademia Pontaniana) hervorragten. Diese A. wählte schon auswärtige Mitglieder und Ehrenmitglieder. Der A. von Neapel folgte gegen 1498 die zu Rom als Accademia antiquaria. Ihr Gründer war Jul. Pomponius Lätus, der Astrolog, ihr Hauptzweck Erforschung der italienischen Altertümer. Auch sie knüpfte auswärtige Verbindungen an, mußte sich aber, weil einzelne Mitglieder vom Papst Paul II. wegen angeblicher Ketzereien verfolgt wurden, in die Verborgenheit zurückziehen und dauerte als geheime Gesellschaft nur bis 1550. Erst unter Benedikt XIV. lebte sie 1742 wieder auf. Von größter Bedeutung für die Entwickelung der italienischen Sprache und Litteratur ward die Accademia della Crusca (eigentlich „Kleien-A.“, weil sie die Sprache reinigen wollte wie das Mehl von der Kleie), welche der sonderbare Dichter Grazzini in hohem Alter im Oktober 1582 zu Florenz gründete, und aus welcher das zuerst in Venedig 1612 gedruckte sehr einflußreiche „Vocabolario della Crusca“ hervorging. Sie wurde Vorbild für die französische A. und für die deutschen Sprachgesellschaften des 17. Jahrh. sowie für die zahlreichen Akademien oder Gesellschaften der Wissenschaften (Societäten), welche seitdem in allen Staaten der gebildeten Welt entstanden sind. Über die italienischen Akademien der spätern Zeit s. unten (S. 249).

Das Institut de France in Paris.

Unter den allgemeinen Akademien gebührt in ihrer geschichtlichen Bedeutung den unter dem Namen Institut de France zusammengefaßten Akademien zu Paris die erste Stelle. Die Anfänge bestanden in einem Privatverein für die Pflege der französischen Sprache, welcher sich seit 1630 bei Valentin Conrart versammelte. Kardinal Richelieu erweiterte diesen Verein (2. Jan. 1635) zur Académie française, welche 10. Juli 1637 ihre Sitzungen begann und von Anfang an, wie heute noch, 40 Mitglieder zählte. Vier von ihnen erhielten von Colbert 1663 den besondern Auftrag, die Abfassung und Redaktion der Inschriften auf den öffentlichen Denkmälern zu leiten. Diese Kommission, la petite Académie genannt, erhielt 1701 den Namen Académie royale des inscriptions et médailles und ein Reglement, wonach die Zahl ihrer Mitglieder auf 40 festgesetzt und der Kreis ihrer Thätigkeit auf Geschichte, Archäologie und Philologie ausgedehnt wurde. Ein Dekret des Regenten vom 4. Jan. 1716 änderte den bisherigen Namen um in Académie royale des inscriptions et belles-lettres. Die Académie des sciences wurde 1666 durch Colbert den beiden bisherigen Akademien hinzugefügt, 1699 neu gegliedert und 1785 erweitert. Eine königliche A. der Bildhauerei und Malerei (de sculpture et de peinture) war schon 1648 von Mazarin errichtet und 1655 von Ludwig XIV. bestätigt worden. Im J. 1671 gründete Colbert eine A. der Baukunst (d’architecture), zu deren persönlichem Beschützer Ludwig XV. sich durch offenes Handschreiben vom Februar 1717 erklärte. Als königliche Einrichtungen wurden diese Akademien durch das Dekret des Konvents vom 8. Aug. 1793 aufgehoben, aber bereits 25. Okt. 1795 durch das Direktorium als Institut national wiederhergestellt, mit einer Gliederung in drei Klassen, welche Napoleon I. 1803 zu vier Klassen erweiterte. Im J. 1806 nahm das Institut national den Namen Institut de France an, 1811 den Zusatz impérial; 1814 wurde es wieder Institut royal. Die alten Namen Académie française, Académie des inscriptions et belles-lettres, Académie des sciences wurden wieder eingeführt und als vierte Abteilung die Académie des beaux-arts hinzugefügt. Als fünfte A. trat 1832 auf Guizots Veranlassung die Académie des sciences morales et politiques hinzu, welche schon früher als zweite Klasse des Institut national existiert hatte, aber von Napoleon 1803 beseitigt worden war. Eine sechste Sektion, Politik, Verwaltung und Finanzen umfassend, wurde von Napoleon III. 1855 geschaffen, aber auf Antrag der A. 1866 wieder beseitigt. Untereinander sind diese Akademien durch eine Anzahl gemeinschaftlicher Einrichtungen verbunden. Die Vakanzen in jeder Klasse besetzt die freie Wahl der übrigen Glieder derselben [248] mit Bestätigung des Staatsoberhaupts. Jedes ordentliche Mitglied des Instituts genießt einen Jahrgehalt von 1500, der Sekretär jeder Klasse von 6000 Frank. Jede Klasse versammelt sich getrennt von den übrigen; nur einmal im Jahr, am 25. Okt. (unter Napoleon III. am 14. Aug., dem Napoleonstag), kommen in feierlicher Generalversammlung alle Glieder des Instituts zusammen. In dieser Sitzung werden die Preise verkündet, welche dem gesamten Institut gehören, nämlich der zweijährige Preis von 20,000 Fr., welchen jede A. abwechselnd zuteilt, und der Volneysche Sprachpreis, für den eine Kommission vom Institut eingesetzt ist. Die Sitzungen des Instituts finden im Palais de l’Institut statt.

Die erste Klasse, die französische A. (Académie française), mit ihren ziemlich treu bewahrten ursprünglichen Statuten und 40 Mitgliedern (les Quarante) bebaut als ihr ausschließliches Feld französische Sprache und Litteratur; ihr Hauptwerk ist das große „Dictionnaire de l’Académie“ (zuerst 1694, 7. Aufl. 1878). Außerdem veröffentlicht sie ein „Dictionnaire historique de la langue française“, dessen erster Band 1858 erschien. Durch die zahlreichen jährlich verteilten Preise für verdienstvolle Werke übt die A. auf die Litteratur einen bedeutenden Einfluß aus. Überdies steht ihr eine Anzahl von Preisen für edle Thaten zur Verfügung. Solche Tugendpreise wurden zuerst 1782 vom Baron v. Montyon gestiftet und, nachdem sie 1793 konfisziert worden waren, von ihm 1816 erneuert und vermehrt. Vgl. Mesnard, Histoire de l’Académie française (Par. 1859); „Jahres-Supplement zu Meyers Konversations-Lexikon“, Bd. 4, S. 35 ff. (1883). Die zweite Klasse, die A. der Inschriften und schönen Wissenschaften (Académie des inscriptions et belles-lettres), beschäftigt sich mit der Geschichte, Archäologie und klassischen Litteratur. Sie hat 40 ordentliche, 10 freie, 8 auswärtige, 50 korrespondierende Mitglieder und verfügt über einen Jahrespreis von 2000 Fr., aber unter andern auch für das beste Werk über französische Geschichte über einen Gobertschen Preis (ca. 10,000 Fr.). Unter ihren Arbeiten stehen die von den Benediktinern überkommene „Histoire littéraire de la France“ und das „Corpus inscriptionum semiticarum“ obenan. Vgl. Desjardins, Comptes rendus des séances etc. (1858). Der dritten Klasse, der A. der Wissenschaften (Académie des sciences), sind Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mathematik zugewiesen. Sie besteht aus 68 ordentlichen, 10 freien, 8 auswärtigen und 100 korrespondierenden Mitgliedern und zerfällt in elf Sektionen von je sechs Mitgliedern (zwei beständige Sekretäre stehen außerhalb der Sektionen). Als Jahrespreis sind 3000 Fr. für die nützlichste Entdeckung und zahlreiche andre ausgesetzt. Die A. veröffentlicht: „Comptes rendus hebdomadaires des séances“ und „Mémoires“. Die vierte Klasse ist die A. der schönen Künste (Académie des beaux-arts). Sie besteht aus 41 ordentlichen, 10 freien, 10 fremden und 40 korrespondierenden Mitgliedern, welche sich in fünf Sektionen gliedern. Zehn weitere Korrespondenten (correspondants libres) gehören, ebenso wie der beständige Sekretär, keiner Sektion an. Sie beschäftigt sich besonders mit einem „Dictionnaire de l’Académie des beaux-arts“, wovon 4 Bände erschienen sind, mit Gutachten und zahlreichen Preisverteilungen. Die fünfte Klasse, die Académie des sciences morales et politiques, zählt 40 ordentliche, 6 freie, 6 fremde und 48 korrespondierende Mitglieder. Ihr fällt die Pflege der philosophischen, historisch-politischen und juridisch-nationalökonomischen Wissenschaften zu. Sie hat verschiedene Preise von 1500 Fr., außerdem den Beaujourschen von 5000, den Moroguesschen von 4000 Fr. zu verteilen. Die A. veröffentlicht seit 1835 „Mémoires“, seit 1842 „Séances et travaux“. Die Ehre, Mitglied des französischen Instituts zu sein, wird in der gelehrten Welt äußerst hoch geachtet. Großes hat besonders die erste Klasse für Konsolidierung der Nationallitteratur, die zweite für Archäologie und orientalische Sprachen, die dritte für mathematische Geographie und Astronomie, insbesondere für Gradmessung, geleistet.

Die Akademien Deutschlands und Österreichs.

Unter den deutschen Akademien ist die A. der Wissenschaften zu Berlin die älteste. Sie wurde unter dem Namen „Societät der Wissenschaften“ 1700 von Friedrich I. nach Leibniz’ großartigem Plan gestiftet, aber erst 1711 eröffnet. Leibniz war ihr erster Präsident. Unter Friedrich Wilhelm I. zurückgedrängt und verkümmert, wurde sie durch Maupertuis unter Friedrich II. ganz nach französischem Muster reorganisiert und erhielt, mehrmals verändert, 24. Jan. 1812 ihre jetzige Verfassung. Nach derselben zerfällt sie in vier Sektionen, die physikalische, mathematische, philosophische und historische, welche sich zu zwei Klassen, zu einer mathematisch-physikalischen und einer philosophisch-historischen, zusammenordnen. Jede dieser Klassen hat zwei auf Lebenszeit gewählte Sekretäre, welche in den Sitzungen abwechselnd je ein Vierteljahr lang den Vorsitz führen; ihre Besoldung beträgt 1200 Mk. Die Mitglieder sind teils ordentliche (ca. 50, mit je 600 Mk. besoldet), die jeden Donnerstag Gesamtsitzung und jeden Montag, klassenweise abwechselnd, Klassensitzung halten, teils auswärtige, Ehrenmitglieder und Korrespondenten. Jährlich (seit 1811 in ununterbrochener Reihe) veröffentlicht die A. eine Auswahl ihrer Abhandlungen, anfangs unter dem Titel: „Mémoires de l’Académie royale des sciences et belles-lettres à Berlin“, dann als „Abhandlungen“, während die „Monatsberichte“ kürzere Nachrichten von den Sitzungen geben. Die Verteilung der Jahrespreise geschieht am Geburtstag ihres Gründers Leibniz. Zweimal des Jahrs, am jedesmaligen Geburtstag des regierenden Königs und am 24. Jan., dem Stiftungstag der A., sind öffentliche Sitzungen. Sowohl durch den Ruhm ihrer Mitglieder (Schleiermacher, die Brüder v. Humboldt, die Brüder Grimm, v. Savigny, Böckh, Ritter, Lachmann etc., um der Lebenden nicht zu gedenken) als durch Zahl und Bedeutung der von ihr veranlaßten und geförderten Werke („Corpus inscriptionum graecarum“, „Corpus inscr. latinarum“, „Monumenta Germaniae historica“, die Werke des Aristoteles, Friedrichs d. Gr. etc.) ist die Berliner A. dem Pariser Institut in jeder Weise ebenbürtig. – Nächst ihr verdient unter den deutschen die 1759 gestiftete A. der Wissenschaften zu München eine ehrende Erwähnung. Sie erhielt, nachdem sie anfangs meist auf vaterländische Geschichte beschränkt gewesen, aus welcher Epoche die wertvollen „Monumenta Boica“ stammen, 1809 einen allgemeinern wissenschaftlichen Wirkungskreis und wurde 1829 in drei Klassen gegliedert: eine philosophisch-philologische, historische und mathematisch-physikalische, welch letztere durch ganz besonders reiche Sammlungen gefördert wird. Seit Gründung (1858) einer mit ihr verbundenen „Historischen Kommission“ (s. d.) durch Maximilian II. ist die ursprüngliche Richtung auf Geschichte wieder besonders belebt worden. Ihre Abhandlungen erscheinen unter dem Titel: „Abhandlungen der Bayrischen A.“, [249] denen früher sich sehr glücklich „Gelehrte Anzeigen“ zur Seite stellten; seit deren Eingehen bringen „Sitzungsberichte“ Notizen und auch Abhandlungen. – Die „Königliche Societät“, nachher „Gesellschaft (eigentlich aber A.) der Wissenschaften“, in Göttingen wurde 1752 auf Albrecht v. Hallers Betrieb gegründet und 1770 zweckmäßiger konstituiert. Sie besteht aus drei Klassen, einer mathematischen, physikalischen und historischen, und hält monatlich eine Sitzung. Sie unterhält ordentliche, korrespondierende und Ehrenmitglieder und setzt Jahrespreise von 50 Dukaten auf die beste Beantwortung einer vorgelegten Frage aus. Seit 1752 gab sie heraus: „Commentarii Societatis“, seit 1772 „Novi Comment. Soc.“, sodann „Abhandlungen“. Sie hat namentlich in den physikalischen und Naturwissenschaften sehr Bedeutendes geleistet. Außerdem hat sie sich verdient gemacht durch Gründung und Erhaltung der ältesten unter den noch bestehenden litterarisch-kritischen Zeitschriften in Deutschland, der „Göttingischen gelehrten Anzeigen“. Andre deutsche Akademien sind: die „Königliche A. gemeinnütziger Wissenschaften“ zu Erfurt (1758 gegründet), die „Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften“ zu Görlitz (seit 1779) und die „Königlich sächsische Gesellschaft der Wissenschaften“ zu Leipzig, 1. Juli 1846 eröffnet, die sich vornehmlich philologische, historische, mathematische und philosophische Untersuchungen zur Aufgabe gestellt hat. Die Mitglieder sind teils ordentliche (aus den sächsisch-thüringischen Staaten gewählt), deren Zahl nicht über 70 steigen soll, teils Ehrenmitglieder und zerfallen in zwei Klassen, eine philologisch-historische und eine mathematisch-physikalische. Sie hält jährlich zwei öffentliche Sitzungen und stellt Preisaufgaben. Ihre Verhandlungen (eigentliche Abhandlungen sowie „Berichte“ über die Sitzungen) erscheinen im Druck und zwar seit 1849 die beider Klassen gesondert.

Unter den Akademien Österreichs ist die „Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften“ in Prag, welche als Privatgesellschaft 1769 gegründet und 1785 als staatliche Korporation anerkannt wurde, die älteste. Die „Kaiserliche A. der Wissenschaften“ zu Wien, schon von Leibniz in Anregung gebracht, wurde durch Patent vom 30. Mai 1847 gestiftet. Sie zerfällt in zwei Klassen, eine philosophisch-philologische und historische und eine mathematisch-naturwissenschaftliche, und besteht aus 60 ordentlichen Mitgliedern, 24 Ehrenmitgliedern und 120 Korrespondenten. Zur Bestreitung ihrer Ausgaben erhält sie eine jährliche Dotation von 40,000 Gulden. Ihr Vorstand wird gebildet durch einen Präsidenten (deren erster v. Hammer-Purgstall war), welcher alle drei Jahre neu gewählt wird, einen Vizepräsidenten und zwei Sekretäre. Sie veröffentlicht seit 1850 Denkschriften und Sitzungsberichte und hat das Verdienst, die Herausgabe bedeutender gelehrter Arbeiten, vorzüglich über österreichische Geschichte, eine Sammlung der Kirchenväter etc. bewerkstelligt zu haben. Außerdem sind zu nennen: die 1825 gegründete ungarische A. zu Budapest, die „Südslawische A. der Wissenschaften“ in Agram (1861) und die A. der Wissenschaften zu Krakau (1872).

Akademien des Auslands.

Das Vaterland der neuern Akademien, Italien, erhielt bald nach der Entstehung der oben erwähnten eine große Anzahl von Akademien. Sie legten sich einen meist Eifer und Begeisterung bezeichnenden Namen bei, z. B. Accesi, Silenti, Ardenti, Infiammati, Gelati etc., beschäftigten sich aber der Mehrzahl nach nur mit der Bearbeitung der Muttersprache und mit Dichterübung und gehören unter die Rubrik der besondern Akademien. Eine allgemeinere Richtung hatte die noch jetzt in Ansehen stehende A. zu Florenz, in welcher 1783 mehrere Florentiner Akademien (die Accademia del Cimento, A. di Botanica u. a.) verschmolzen wurden; ebenso die A. zu Mailand, 1820 von Bologna, wo sie seit 1731 „Commentarii“ herausgab, dahin verlegt, jetzt königliches Institut (Istituto Lombardo di scienze), das (seit 1820) „Memorie“ erscheinen läßt. Auch die „Accademia delle scienze“ zu Genua veröffentlicht „Memorie“. Die A. der Wissenschaften zu Turin, 1757 als Privatverein gegründet, 1783 zur „Königlichen A.“ erhoben, im vorigen Jahrhundert sehr thätig, besonders für die mathematischen und physikalischen Wissenschaften, gab heraus: „Miscellanea“ 1758–60 und „Mélanges de philosophie“ von 1760, seit 1803 „Mémoires“ und seit 1820 „Memorie“ in italienischer Sprache. Endlich sind noch zu nennen: die A. der Wissenschaften in Rom; die „Königliche A. der Wissenschaften“ in Neapel, gegründet 1780, seit 1788 Memoiren herausgebend; die „Königliche A. der Wissenschaften“ in Lucca (seit 1585) und Palermo (seit 1750); das königliche „Istituto Veneto di scienze“ in Venedig (seit 1806); die Akademien zu Catanea, Messina, Rovigo, Pistoja, Siena u. a., meist für Archäologie, Philosophie und Naturwissenschaften wirkend.

In Frankreich besteht außer den Akademien des Instituts (s. oben) noch eine Anzahl von Akademien in den Hauptstädten der alten Departements, welche die Einrichtung gelehrter Gesellschaften haben und „Mémoires“ veröffentlichen, über die in der „Revue des sociétés savantes“ berichtet wird. Hervorzuheben sind die zu Lyon (seit 1700), Caen (1705), Marseille (1726), Rouen (1736), Dijon (1740), Montauban (1744), Amiens (1750), Bordeaux (1753), Toulouse (1782) etc., im ganzen gegen 30. Daneben führen jedoch auch die jetzigen (16) Provinzialbehörden für das öffentliche Schulwesen Frankreichs den Titel „A.“ – In Spanien ist die von Philipp V. 1713 gegründete „Real Academía española“ zu Madrid, welche „Memorias“ seit 1793 herausgibt, in Portugal die 1779 gegründete und 1851 neugegliederte „Academia Real das Sciencias“ mit drei Klassen (Naturwissenschaften, Mathematik, Nationallitteratur) zu erwähnen. Seit 1797 erscheinen ihre zahlreichen Abhandlungen nebst den „Memorias de letteratura portugueza“, den „Memorias economicas“ und der „Colleção de livros ineditos de historia portugueza“. – Die Akademien in den Niederlanden sind: die „Hollandsch Maatschappy van wetenschappen“ in Haarlem (seit 1752), welche „Verhandelingen“ herausgibt, und die Königlichen Akademien der Wissenschaften zu Leiden, die älteste Hollands, welche „Annales“ herausgibt, und zu Amsterdam, welche „Verhandelingen“ veröffentlicht. Außerdem sind noch zu nennen die unter akademischen Formen wirkenden Gesellschaften für Künste und Wissenschaften in Maastricht, Utrecht und Vlissingen.Belgien besitzt eine „Académie royale des sciences“ in Brüssel, mit drei Abteilungen: für Wissenschaft, Litteratur und Kunst, 1773 gegründet, in der Revolution aufgehoben, von Napoleon I. 1808 aber wiederhergestellt. Vgl. Mailly, Histoire de l’Académie des sciences etc. de Bruxelles (Brüss. 1883, 2 Bde.).

In Rußland ist die „Kaiserliche A. der Wissenschaften“ zu St. Petersburg zu nennen, zu der unter Wolfs und Leibniz’ Beirat schon Peter d. Gr. den Plan entworfen hatte, die aber erst von der Kaiserin Katharina I. 1728 gegründet wurde. Zur Erhaltung [250] der Anstalt wurden 30,000 Rubel bewilligt, außerdem Besoldungen für alle wirklichen Mitglieder (15) ausgesetzt, zu denen unter andern Nicolle, Bernoulli, die beiden Delisle, Bulfinger und Wolf gehörten. Unter Peter II. geriet die A. in Verfall, hob sich unter der Kaiserin Anna, sank dann wieder, bis sie durch Elisabeth von neuem gehoben wurde. Diese Fürstin vermehrte die Dotation der A. auf jährliche 60,000 Rubel, änderte im einzelnen ihre Verfassung und fügte eine neue Klasse für die schönen Künste hinzu, die jedoch schon 1764 wieder abgetrennt wurde. Erforschung der asiatischen Sprachen und gründliche Kenntnis des Ostens ist das Hauptverdienst der Petersburger A. Sie besitzt eine zahlreiche Sammlung von Manuskripten, eine große Bibliothek, ein Münz- und Naturalienkabinett. Von ihren veröffentlichten Verhandlungen führten die von 1726 bis 1746 herausgegebenen den Titel: „Commentarii academiae scientiarum imperialis Petropolitanae“, 14 Bde., die von 1747 bis 1775 „Novi commentarii“, 20 Bde. Eine dritte Serie bilden die „Acta“, 1777–1782; eine vierte die „Nova Acta“, 1783–1802; seit 1803 erscheinen die „Mémoires“, 1836–42 erschien das „Bulletin scientifique“; die Fortsetzung des letztern trennte die naturwissenschaftliche Klasse von der philologisch-historischen, bis sie 1860 wieder vereinigt wurden. Seit 1841 ist die 1783 gegründete „A. für russische Sprache“ mit der Kaiserlichen A. der Wissenschaften verbunden. Auch zu Warschau besteht eine Gesellschaft der Wissenschaften und Künste (gegründet 1824). Besondere Verdienste um Sprachwissenschaft erwirbt sich in dem finnischen Helsingfors die „Societas scientiarum Fennica“, deren „Acta“ seit 1842 erscheinen. – In Serbien besteht eine Gelehrtengesellschaft zu Belgrad.

In Skandinavien ist zunächst die Königliche A. der Wissenschaften (Svenska Akademien) in Stockholm zu erwähnen, die, anfangs ein Privatverein von sechs Gelehrten (darunter Linné), 1741 königliche Bestätigung erhielt. Ihre jährlich erschienenen Abhandlungen bilden bis 1779 die alte, von da an die neue Folge. Außerdem gibt sie „Acta oeconomica“ heraus. Sie ist seit 1799 in sieben Klassen geteilt und zählt 18 Mitglieder. Ihre Einkünfte werden aus Staatsbeiträgen, Vermächtnissen, Schenkungen und dem Kalendermonopol bezogen; sie verteilt auch jährliche Preise. Daneben besteht die „Witterhets historie och antiquitets Akademien“, ebenfalls in Stockholm (gestiftet 1753, reformiert 1786), welche seit 1755 ihre „Memoiren“, seit 1800 in neuer Folge liefert; ferner die „Kongliga wetenskaps Societaten“ zu Upsala (seit 1740, gibt „Acta“ heraus) und ein „Kongliga wetenskaps och witterhets Samhallet“ in Gotenburg (seit 1773). Norwegen besitzt die „Videnskabs-Selskabet“ zu Christiania (1859 gegründet) und die „Kongelige Norske Videnskabers Selskab“ zu Drontheim (gestiftet 1760 vom Bischof Gunnerus, seit 1767 königliches Institut); Dänemark endlich eine A. der Wissenschaften (Kongelige Danske Videnskabernes Selskab) in Kopenhagen, die, aus einem privaten Gelehrtenverein hervorgegangen, 1743 vom König Christian VI. zum königlichen Institut erhoben wurde. Ihre Arbeiten erstrecken sich vorzüglich auf Mathematik, Physik und Naturgeschichte.

Großbritannien und Irland haben weniger akademisch konstituierte Gesellschaften für die Beförderung allgemeiner Wissenschaft, desto mehr Vereine (societies), welche besondere Zweige des menschlichen Wissens pflegen. Selbst die drei großen und berühmten Institute: die Royal Society in London (begründet 1663), welche jährlich einen Band „Philosophical Transactions“ veröffentlicht, die Royal Society in Edinburg (seit 1783) und die 1782 begründete Royal Academy of science zu Dublin, die ebenfalls „Transactions“ und „Proceedings“ erscheinen läßt, kultivieren fast ausschließlich die mathematischen und Naturwissenschaften.

In Bukarest besteht eine A. der Wissenschaften seit 1866, welche „Annalide“ veröffentlicht und ein Wörterbuch der rumänischen Sprache herausgegeben hat.

Reich sind die Vereinigten Staaten von Nordamerika an Akademien und ähnlichen Anstalten; noch in jedem Jahr werden daselbst neue gegründet und freigebig dotiert. Die ältesten sind die „American Academy of arts and sciences“ zu Boston (gestiftet 1780), welche den Zweck verfolgt, jede Kunst und Wissenschaft zu fördern, die den Nutzen, die Ehre, Würde und Wohlfahrt eines freien, unabhängigen Volks vermehren kann, und ihre Verhandlungen regelmäßig herausgibt, und die „American philosophical Society“ zu Philadelphia (von B. Franklin gegründet, 1780 bestätigt). Ihnen zunächst stehen: das „Albany Institute“ (1787); die „Literary and philosophical Society“ zu New York (seit 1791), welche alle zwei Jahre einen Band „Transactions“ herausgibt und monatliche Sitzungen hält; die „Connecticut Academy of arts and sciences“ zu Newhaven (seit 1799); das „Columbian Institute“ in Washington (seit 1821), unter Vorsitz des Präsidenten der Vereinigten Staaten mit monatlichen Versammlungen; die „Smithsonian Institution“ (seit 1848) und die „National Academy of sciences“, die 1863 als Nationalinstitut gegründet ward, beide in Washington; die „Chicago Academy of sciences“ (1856) u. a. Gegenwärtig haben fast alle größern Städte der Vereinigten Staaten ihre Akademien und Societäten für allgemeine oder besondere Wissenschaften. Im übrigen Amerika ist die Kaiserliche A. der Wissenschaften zu Rio de Janeiro hervorzuheben. – Auch in Asien bestehen akademisch konstituierte Gesellschaften für allgemeine Wissenschaften, z. B. in Kalkutta die Asiatic Society (gestiftet 1784), welche die wichtigen „Asiatic Researches“ herausgibt; in Batavia die Gesellschaft der Wissenschaften und Künste (errichtet 1778), welche seit 1779 ihre Verhandlungen veröffentlicht; in Smyrna die A. der Wissenschaften und Künste, gegründet 1826; in Bombay etc. Als eigentliche Akademien können im Orient jedoch nur die innerhalb des türkischen Reichs versuchten beiden Institute, die kaiserliche „Endschümeni danisch“ in Konstantinopel (seit 1851) und das „Institut Égyptien“ Said Paschas in Alexandria (seit 1859), gelten. – In Australien haben die Royal Societies in Sydney, Melbourne, Hobart, das „New Zealand Institute“ zu Wellington und das „South Australian Institute“ zu Adelaide bereits schätzenswerte Druckschriften herausgegeben.

Akademien für besondere Wissenschaften.

Unter den Akademien für besondere Sprachwissenschaften stehen die für Sprachforschung voran. Die älteste A. dieser Art, der Sprachkritik gewidmet, ist die von Aldus Pius Manutius zu Venedig 1495 eröffnete, welche über abzudruckende Klassiker und Verbesserung des Textes ihrer Werke beratschlagte. Eine ähnliche Absicht hatten die Accademia Veneta, gestiftet 1593, und die von Geron. Albrizzi in Venedig 1696 gestiftete „Gesellschaft zur Beförderung des Drucks guter Bücher“. Die wichtigste aber für italienische Sprache und Sprachforschung ist die bereits [251] (S. 247) erwähnte Accademia della Crusca oder Academia furfuratorum zu Florenz und auf französischem Boden die ebenfalls schon als Teil der Pariser Gesamtakademie besprochene. Zu Madrid stiftete der Herzog von Escalona 1714 eine A. für spanische Sprache, die 1713 mit mehreren Privilegien zu einer königlichen Anstalt erhoben wurde (s. oben). Alle Arbeiten dieser Sektion der Königlichen A., namentlich ihr Hauptwerk, das große spanische Wörterbuch, stehen in verdientem Ansehen. Petersburg erhielt 1783 ebenfalls eine A. für russische und asiatische Sprachen, welche jetzt mit der A. der Wissenschaften verbunden ist. Ähnliche Institute bestehen unter dem Namen von Akademien in Stockholm seit 1789 für die schwedische Sprache, in Pest seit 1830 für die ungarische. Für Altertumskunde sind mehrere Akademien thätig. Für die Erforschung der etrurischen Altertümer wurde zu Cortona in Italien die Accademia etrusca 1727 und für die nordischen Antiquitäten eine andre zu Upsala in Schweden 1710 errichtet; beide haben sehr schätzbare Arbeiten geliefert. Die A., welche für die römische Sprache Paul II. in Rom gründete, ging bald ein, und ein ähnliches Schicksal hatte nach kurzer Blüte die von Leo X. gestiftete. Andre minder wichtige entstanden aus ihrer Asche. Alle ähnlichen Anstalten aber übertraf die bereits erwähnte Académie des inscriptions. Reichlicheres antiquarisches Material stand den italienischen gelehrten Vereinen zur Verfügung. So stiftete für die in Herculanum und Pompeji aufgefundenen Denkmäler zu Neapel der Minister Tanacci 1755 die herculanische A. Ihre Abhandlungen, die seit 1775 erscheinen, führen den Titel: „Antichità di Ercolano“. Die A. für Geschichte und Antiquitäten, welche 1807 Joseph Bonaparte in Neapel errichtete, ist später wieder eingegangen. In demselben Jahr entstand zu Florenz eine A. für die Erklärung toscanischer Altertümer und zwei Jahre früher (1805) in Paris die keltische A., die sich zum Hauptzweck die Aufklärung der Geschichte, Sitten, Denkmäler der Kelten, vornehmlich in Frankreich, setzte und 1814 den Namen „Société des Antiquaires de France“ annahm.

Gegenwärtig besitzen die meisten bedeutendern Städte Englands und Frankreichs Vereine für Altertumskunde, von denen manche durch gehaltvolle Denkschriften allgemeine Anerkennung gefunden haben. Über die Akademien und Gesellschaften, welche ihre Thätigkeit speziell der Geschichte und der Geographie widmen, s. Historische Vereine und Geographische Gesellschaften. Auch das Gebiet der Naturwissenschaften bearbeiten mit Erfolg zahlreiche Akademien. Die Royal Society in London, anfänglich ein Privatverein weniger Naturforscher, wurde von Karl II. 1663 als „Königliche privilegierte Gesellschaft“ inkorporiert. Weltberühmtheit erlangte sie zuerst unter dem Vorsitz Newtons (1703). Die Gesellschaft, welche alle bedeutenden Gelehrten des britischen Weltreichs in sich vereinigt, wird von einem Präsidenten geleitet, welchem ein Rat von 21 Mitgliedern beigegeben ist. Zwei ständige Sekretäre und eine Anzahl Clerks besorgen die Korrespondenzen und andern laufenden Geschäfte. Niemand kann aufgenommen werden, der nicht wenigstens durch drei Mitglieder in Vorschlag gebracht ist, welche die wissenschaftlichen Verdienste ihres Kandidaten öffentlich zur Prüfung mitteilen müssen. Ballotage und eine Stimmenmehrheit von zwei Dritteln entscheiden die Aufnahme. Die regelmäßigen Sitzungen werden im Winterhalbjahr jeden Donnerstag im Somersetpalast zu London gehalten. Die Gesellschaft gibt die ebenso bekannten wie wichtigen „Philosophical Transactions“ heraus. Auch die schon erwähnten Royal Societies in Edinburg und Dublin widmen sich hauptsächlich der Kultur der Naturwissenschaften. Außerdem beschäftigen sich im Ausland mit den mathematischen und Naturwissenschaften folgende ältere akademisch konstituierte Gesellschaften: die „Société de physique et d’histoire naturelle“ zu Genf; die Academia operosorum zu Laibach (gegründet 1693, restauriert 1781); die Academia Romano-Sociaca in Triest (gestiftet 1803); die Accademia delle scienze in Padua (gestiftet 1520, erneuert 1770); die Accademia botanica in Cortona; die „Kaiserliche Gesellschaft für Mineralogie“ in Petersburg; die „Akademische Gesellschaft naturhistorischer Freunde“ in Moskau, welche seit 1806 „Mémoires“ und seit 1837 „Bulletins“ herausgibt; die Accademia dei Lincei zu Rom (um 1590 gestiftet), deren Mitglied Galilei war; die „Societas columbaria“ zu Florenz (1737); das „Institutum scientiarum et artium“ zu Bologna (1737); die naturforschenden Gesellschaften in Zürich (1746), Lund (1772), Bern (1786), Genf (1790) etc. (weiteres s. Naturwissenschaftliche Vereine). – Für Medizin endlich ward die Leopoldinische A. der Naturforscher 1652 von J. L. Banschius zu Wien unter dem Namen „Academia naturae curiosorum“ gestiftet, welche später zu Ehren der Kaiser Leopold I. und Karl VII. den Namen „Academia Caesarea Leopoldino-Carolina Germanica naturae curiosorum“ annahm und seit 1808 ihren Mittelpunkt in Bonn, dann in Jena und Dresden hatte. Ihre wertvollen Schriften erschienen unter mehreren Titeln im Druck: „Miscellanea curiosorum“ (1705, 32 Bde.); „Ephemerides“ (1722, 10 Tle.); „Acta“ und „Nova Acta“ (seit 1757); daneben „Leopoldina“ (seit 1859). Andre medizinische Akademien befinden sich zu Palermo (1645), Venedig (1701), Genf (1715), Madrid, Lissabon (1780), Petersburg (1799), Paris (1820), wo schon 1731 eine A. für Chirurgie errichtet worden war, die 1820 mit der medizinischen vereinigt wurde; ferner in Cadiz (1820), Brüssel (1841) etc.

Vgl. Achmet d’Héricourt, Annuaire des sociétés savantes (Par. 1865–66, 2 Bde.); Stöhr, Akademisches Jahrbuch (Leipz. 1876 u. 1877); Müller, Die wissenschaftlichen Vereine und Gesellschaften Deutschlands im 19. Jahrhundert. Bibliographie ihrer Veröffentlichungen seit ihrer Begründung (Berl. 1884).