MKL1888:Aggregātzustände

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Aggregātzustände“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 190
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Aggregātzustände. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 190. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Aggreg%C4%81tzust%C3%A4nde (Version vom 30.10.2021)

[190] Aggregātzustände, die drei Zustände, der feste, der flüssige und der gas- oder luftförmige Zustand, welche einer und derselbe Stoff unter verschiedenen Umständen (z. B. bei verschiedenen Temperaturen) der Reihe nach annehmen kann. Das Wasser z. B. bildet unter dem Gefrierpunkt einen festen Körper, das Eis; bei mittlern Wärmegraden ist es flüssig, bei höhern Temperaturen verwandelt es sich in einen gasförmigen Körper, welchen wir Dampf nennen. Da der Stoff (hier das Wasser) hierbei ungeändert bleibt, so kann die Verschiedenheit dieser Zustände nur von einer verschiedenen Gruppierung oder Aggregierung der unverändert gebliebenen Stoffteilchen (Moleküle) herrühren; daher die Bezeichnung derselben als A. Die festen Körper setzen jedem Bestreben, ihre Teilchen zu verschieben, einen großen Widerstand entgegen; sie behaupten daher äußern Einwirkungen gegenüber ihre selbständige Gestalt und gestatten nur geringe Änderungen ihres Rauminhalts. Die Teilchen der flüssigen Körper oder Flüssigkeiten lassen sich schon durch sehr kleine Kräfte gegeneinander verschieben; eine Flüssigkeit vermag daher der Schwerkraft gegenüber eine selbständige Gestalt nicht zu bewahren, sondern man muß sie, um sie am Zerfließen zu hindern, in ein Gefäß bringen, an dessen Form sie sich anschmiegt; füllt sie dasselbe nicht ganz aus, so stellt sich ihre freie Oberfläche unter dem Einfluß der Schwerkraft horizontal. Der Rauminhalt der Flüssigkeiten ist ebenso wie derjenige der festen Körper nahezu unveränderlich; ein Liter Wasser läßt sich auf keine Weise in eine Halbliterflasche hineinzwängen und vermag ein Zweilitergefäß nur zur Hälfte zu füllen. Die luftförmigen Körper oder Gase dagegen, deren Teilchen ebenfalls durch die kleinste Kraft gegeneinander verschiebbar sind, haben das Bestreben, jeden auch noch so großen ihnen dargebotenen Raum einzunehmen; sie besitzen daher niemals eine freie Oberfläche und müssen, um nicht zu entweichen, in rings geschlossene Gefäße eingesperrt werden. Anderseits kann ein Liter Gas oder Luft durch passenden Kraftaufwand leicht auf die Hälfte oder auf ein Zehntel oder einen noch geringern Bruchteil des ursprünglichen Raums zusammengepreßt werden. Die Gase haben also weder eine selbständige Gestalt noch einen bestimmten Rauminhalt, sondern der Raum, den sie einnehmen, hängt nur von dem äußern Druck ab. Vgl. Wärmetheorie. Über den sogen. vierten Aggregatzustand s. Geißlersche Röhren.