Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Adansonia“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 105106
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Adansonia. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 105–106. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Adansonia (Version vom 15.09.2022)

[105] Adansonia L., nach Adanson benannte Pflanzengattung der Malvaceen, Bäume in Afrika und Australien. A. digitata L. (Affenbrotbaum, Baobab in Westafrika, Mbuju in Ostafrika, Tabaldie im Sudân, s. Tafel „Nahrungspflanzen II“) erreicht eine Höhe von 12 bis 22 m und einen Umfang von 47 m und mehr, bildet einen ungeheuern, halbkugeligen, mit seinem untern Rande den Erdboden berührenden Wipfel von 38 bis 48 m Durchmesser, trägt langgestielte, gefingerte Blätter mit 5–7 ganzrandigen Blättchen und an fast meterlangen, herabhängenden Blütenstielen große, schöne, weiße Malvenblüten. Den größten Teil des Jahrs steht der Baum aber kahl, nur behangen mit den graubraunen, melonenähnlichen, bis 45 cm langen, 5–10fächerigen Früchten, welche in einer spröden, festen, mit Filz überzogenen Schale ein weißes, trocknes, leicht zerreibliches Mark und zahlreiche braune, nierenförmige Samen enthalten. Der zuerst durch Aloysius Cadomosto 1454 bekannt gewordene Baum erreicht ein sehr hohes Alter, das sich aber, da die Jahresringe kaum oder nur undeutlich ausgebildet sind, nur aus dem Dickenwachstum berechnen läßt. Adanson beobachtete an einem Stamm von 9,4 m Durchmesser Inschriften aus dem 14. und 15. Jahrh. und schätzt nach der Stärke der Überwallungsschicht das Alter dieses Baums auf 5150 Jahre. Der Affenbrotbaum findet sich weitverbreitet in West- und Ostafrika, am Senegal, im Sudân, in Nubien und Abessinien, südlich bis Angola und dem Ngamisee; auch ist er nach Ost- und Westindien verpflanzt worden. Er ist fast überall ein Gegenstand der Verehrung für die Eingebornen; in Westafrika dient er den Negern zur Wohnung und als Begräbnisplatz für Zauberer, mit deren Gebeinen man die Erde nicht entweihen will; die Leichen trocknen darin aus und werden ohne weitere Zubereitung zu Mumien; in Ostafrika beherbergt er Herden von Kleinvieh in seinem meist hohlen Stamm. Die Blätter werden in Senegambien als Gemüse gegessen und auch sonst den Speisen beigemischt, weil sie die übermäßige Schweißabsonderung verhindern; das säuerliche Fruchtmark liefert ein kühlendes Getränk und bildet als Heilmittel gegen [106] Fieber einen Handelsartikel. Das Holz ist weich und schwammig, die Rinde ist als fieberwidriges Mittel im Gebrauch; auch liefert sie eine Faser, aus welcher Stricke und Gewebe von sprichwörtlicher Festigkeit gefertigt werden. A. Gregorii Fr. Müll. in Nordaustralien ist dem Affenbrotbaum ähnlich, aber kleiner und birgt in seinen Früchten gleichfalls ein angenehm säuerliches, zur Bereitung von Getränken brauchbares Mark.