Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Achmed“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 8788
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Achmed. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 87–88. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Achmed (Version vom 18.10.2023)

[87] Achmed, 1) Abul Abbas, Name von sieben Kalifen aus dem Haus der Abbassiden. S. Kalifen.

2) A. I., 14. Sultan der Osmanen, geb. 1589 zu Magnesia, Sohn Mohammeds III., bestieg 1603 den Thron, geistig wenig befähigt, schwelgerisch, stolz und grausam. Er setzte den seit 1593 dauernden Krieg gegen den deutschen Kaiser Rudolf II. fort, anfänglich mit Glück; als er aber von den Persern im Rücken angegriffen wurde, diese Eriwan eroberten, Wan belagerten und das türkische Heer mehrmals schlugen, auch die asiatischen Provinzen sich erhoben, schloß er mit Österreich 11. Nov. 1606 den mehrmals erneuerten 20jährigen Waffenstillstand von Sitvatorok, durch welchen die Türken mehrere feste Plätze in Ungarn behielten. Hierauf wendete A. seine ganze Macht gegen die Empörer in Asien, welche er vernichtete, vertrieb die Perser aus dem Reich und schloß mit diesen 1612 einen Frieden, welcher den Statut quo im Osten wiederherstellte. Seine letzten Lebensjahre verwandte er auf eine festere Gliederung seines Reichs und die Verschönerung seiner Hauptstadt. Die prächtige Moschee seines Namens erbaute er in sieben Jahren mit einem Aufwand von mehreren Millionen. Er starb 22. Nov. 1617.

3) A. II., 22. Sultan der Osmanen, geb. 1642, Sohn Ibrahims, ward nach seines Bruders Soliman III. Tod von den Janitscharen 1691 auf den Thron erhoben. Im Kriege gegen Österreich erlitt sein Heer unter dem Großwesir Köprili Mustafa 19. Aug. 1691 bei Salankemen eine entscheidende Niederlage, wozu noch zahlreiche innere Empörungen [88] kamen, und ehe A. die Ruhe wiederherstellen konnte, starb er 6. Febr. 1695.

4) A. III., 24. Sultan der Osmanen, geb. 1673, Sohn Mohammeds IV., gelangte nach Absetzung seines Bruders Mustafa II. 1703 auf den Thron. Seine Regierung begann mit wohlthätigen Einrichtungen im Innern des Reichs; bald aber brachte der schwedisch-russische Krieg auch die Pforte in schwere Verwickelungen. Karl XII. flüchtete mit den Trümmern seiner bei Poltawa vernichteten Armee auf türkischen Boden und trieb die Pforte zum Kriege gegen Rußland. Am Pruth war Peter d. Gr. eingeschlossen, aber die Bestechlichkeit des Großwesirs rettete ihn und bewirkte 1711 einen ihm günstigen Frieden. A., schwach und charakterlos, ratifizierte nicht nur den Vertrag seines Günstlings, sondern nötigte auch König Karl XII., sein Land zu verlassen. Dem schwachen Venedig nahm er 1715 Morea, allein Österreich, zur Aufrechthaltung des Karlowitzer Friedens verpflichtet, trat für Venedig unter die Waffen; bei Peterwardein verlor (1716) Achmeds Oberfeldherr Kümürdschi gegen Eugen Leben und Sieg; Temesvár und das Banat wurden darauf von den Österreichern genommen, welche Verluste ein Sieg der Flotte über die Venezianer nicht ersetzte. Der neue Großwesir, Arnaud-Chalil, wurde 1717 bei Belgrad gänzlich geschlagen, und diese wichtige Festung fiel. Der Friede zu Passarowitz endigte den Krieg 21. Juli 1718 zum Vorteil für Österreich. A., in Wollust versunken, überließ fortan die Verwaltung den Wesiren. Trotzdem ward manches verbessert: in das Steuerwesen kam einige Ordnung, Festungen wurden gebaut, die erste türkische Druckerei errichtet. Durch diese und ähnliche Einrichtungen wird Achmeds Regierung als der Anfang der für die türkische Geschichte so wichtigen Epoche der Einführung europäischer Institutionen in das osmanische Reich bezeichnet. Noch in seinen letzten Regierungsjahren verwickelte sich A. in einen Krieg mit den Persern; dazu kamen Unruhen im Innern. Den wegen der Neuerungen aufgestandenen Janitscharen opferte A. feig die Köpfe seines Wesirs und der Minister. Selbst zur Abdankung genötigt (30. Sept. 1730), starb er 1736 im Gefängnis, wahrscheinlich durch Gift.