Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Achard“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 82
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Achard. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 82. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Achard (Version vom 27.10.2021)

[82] Achard, 1) Franz Karl, Physiker und Chemiker, geb. 28. April 1753 zu Berlin als Sohn des Genfer Mathematikers François A., der als Oberjustizrat und Mitglied der Akademie in Berlin lebte, studierte Physik und Chemie und wurde 1782 Direktor der physikalischen Klasse der Akademie der Wissenschaften als Nachfolger Marggrafs, welcher 1747 den Zuckergehalt der Runkelrübe nachgewiesen hatte. A. nahm diese Untersuchungen wieder auf und beschäftigte sich seit 1786 auf seinem Gut Kaulsdorff bei Berlin mit dem Anbau der Runkelrübe und der Gewinnung des Zuckers aus derselben. Nach mancherlei Unglücksfällen wandte er sich 1799 an Friedrich Wilhelm III. um ein Privilegium für die Fabrikation des Rübenzuckers und um andre Begünstigungen. Sein Gesuch wurde zwar abgelehnt, dagegen veranlaßte die Regierung Versuche in Berlin, und als diese ein günstiges Resultat lieferten, gewährte der König A. ein Darlehen von 50,000 Thlr. zum Ankauf des Guts Kunern in Schlesien, auf welchem 1801 die erste Runkelrübenzuckerfabrik erbaut wurde. Leider wurde dieselbe später im Krieg zerstört; 1810 erfolgte die Löschung der auf das Gut eingetragenen Hypothek, und nun wurde die Fabrik so weit wiederhergestellt, um als Lehranstalt dienen zu können. A. starb zu Kunern 20. April 1821. Außer vielen chemisch-physikalischen Untersuchungen veröffentlichte er: „Vorlesungen über Experimentalphysik“ (Berl. 1791–92, 4 Bde.) und „Die europäische Zuckerfabrikation aus Runkelrüben“ (Leipz. 1809, 3 Bde.; 2. Aufl. 1812). Vgl. Scheibler, Aktenstücke zur Geschichte der Rübenzuckerfabrikation in Deutschland (Berl. 1875).

2) (spr. aschar) Amédée, franz. Schriftsteller, geboren im April 1814 zu Marseille, anfangs Kaufmann und Teilhaber eines landwirtschaftlichen Unternehmens in Algerien, tauchte 1838 als Feuilletonist in Paris auf und machte sich zuerst durch die unter dem Namen Grimm veröffentlichten „Lettres parisiennes“ bemerklich, denen der Roman „Belle Rose“ (1847, 5 Bde.) folgte. Nach der Februarrevolution war er eine Zeitlang als politischer Schriftsteller im royalistischen Sinn thätig, wandte sich aber später wieder der Belletristik zu. Er starb 24. März 1875 in Paris. Von seinen Romanen und Novellen, die sich durch gewählten Stil, behagliche Lokalmalerei und an geeigneter Stelle durch frischen Humor auszeichnen, sind noch zu nennen: „Les petits-fils de Lovelace“ (1854); „La robe de Nessus“ (1854); „Marcelle“ (1868) und „Les petits-filles d’Ève“ (1877), welch letztere erst nach seinem Tod erschienen. Wahre Kabinettstücke historischer Porträte sind seine „Nièces de Mazarin“ (1878). Nach dem Kriege gab A. noch Bilder aus der Belagerung von Paris unter dem Titel: „Récits d’un soldat“ (1871) heraus. Seine Theaterstücke sind unbedeutend.