Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Abukir“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 6869
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Abukir. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 68–69. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Abukir (Version vom 22.01.2023)

[68] Abukir (das alte Kanobos), kleines, von etwa 100 Arabern bewohntes Dorf mit einem verfallenen Kastell und Leuchtturm an der Küste Ägyptens, etwa 15 km von Alexandria. Südlich von A. breitet sich der 14,000 Hektar große See von A. (Behêret Maadîye) aus. Vor seinem kleinen, von Klippen eingeschlossenen Hafen liegt die breite, aber seichte und nach dem hohen Meer zu durch lange Sandbänke geschützte Reede. Auf dieser wurde 1. Aug. 1798 die große Seeschlacht bei A. geschlagen. Das französische, zur Eroberung von Ägypten bestimmte Heer war 1. Juli 1798 bei Alexandria glücklich gelandet. Mit der Kriegsflotte von 13 Linienschiffen und 4 Fregatten legte sich Admiral Brueys 6. Juli auf der Reede von A. dicht am Land vor Anker, wo er, durch eine Uferbatterie und das Fort von A. im Rücken gedeckt, sich vor jedem Angriff sicher glaubte. Der englische Admiral Nelson, der die französische Eskadre seit Wochen vergeblich aufgesucht hatte, erschien 1. Aug. mit 13 Linienschiffen und 3 Fregatten vor der ägyptischen Küste. Nelson beschloß sofort den Angriff. Um dem Feinde die Unterstützung der Uferbatterie und des Forts zu entziehen und ihn zwischen zwei Feuer zu nehmen, schickte er einen Teil seiner Schiffe in den engen, seichten Kanal zwischen dem linken Flügel der feindlichen Linie und dem Ufer, während die übrigen im Bogen vor der französischen Fronte ankerten. Gegen 7 Uhr abends begann die Schlacht und schon vor 8 Uhr waren trotz tapfersten Widerstands fünf französische Schiffe in den Grund gebohrt oder genommen. An Nelsons Stelle, der am Kopf schwer verwundet worden, übernahm Kapitän Berry das Kommando. Obwohl der Kampf schon so gut als entschieden war, setzten die französischen Schiffe dennoch die Schlacht die ganze Nacht hindurch mit Hartnäckigkeit und Heldenmut fort. Admiral Brueys fiel; sein Schiff, L’Orient, geriet in Brand und flog mit der ganzen Besatzung in die Luft; nur 70 Mann wurden dem Wellentod entrissen. Nach 3 Uhr morgens endigte die Schlacht mit der Flucht der noch übrigen zwei französischen Linienschiffe und zwei Fregatten nach Korfu. Die französische Flotte verlor die Hälfte ihrer Mannschaft und 3705 Gefangene. Die Engländer hatten 900 Tote und Verwundete. Durch den Sieg bei A. wurden die Briten [69] Meister des Mittelmeers, und der Zweck der französischen Expedition nach Ägypten war vereitelt. In dem weitern Kampf wurde die Gegend von A. auch noch zweimal Zeuge von Landschlachten. Die Pforte, von England unterstützt, wollte nach dem für Frankreich schlimmen Ausgang des syrischen Feldzugs Ägypten wiedererobern. 18,000 Mann unter Mustafa landeten Mitte Juli bei A. und setzten sich in diesem von den Franzosen befestigten Platz fest, wurden aber von Bonaparte, der mit 5000 Mann Infanterie und 1000 Pferden schnell herbeieilte, 25. Juli 1799 in einer mörderischen Schlacht geschlagen und fast ganz aufgerieben, worauf die Franzosen 2. Aug. auch A. wiedereroberten. Am 8. März 1801 landete ein englisches Korps unter Abercromby, nötigte den General Friant zum Rückzug, eroberte das Fort A. und nahm 30 km davon eine verschanzte Stellung. Hier wurde es 21. März von Menou angegriffen. Kaltblütig schlugen die Briten zwei Angriffe zurück. Dann entschied Abercromby durch eine Umgehung der Franzosen die Schlacht, die ihn selbst das Leben kostete, aber auch die völlige Räumung Ägyptens von den Franzosen bewirkte.