Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Abravanel“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 52
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Abravanel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 52. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Abravanel (Version vom 11.04.2021)

[52] Abravanel (Abarbanel), Isak ben Jehuda, geb. 1437 zu Lissabon, der berühmteste Sproß eines vornehmen jüdischen Geschlechts in Spanien, welches seine Abkunft vom königlichen Haus Davids ableitete. Sein vielseitiges Wissen, sein Reichtum, besonders aber seine Charaktervorzüge gewannen ihm die Gunst Alfons’ V., Königs von Portugal, in dessen Diensten A. auch für seine leidenden Glaubensgenossen thätig war. Als 1483 Johann II. den Herzog Ferdinand von Braganza aufheben ließ, ward A. als Mitverschwörer angeklagt und mußte nach Kastilien fliehen, wo er sich in der Hauptstadt Toledo litterarisch beschäftigte. Von 1484 an bekleidete er am Hofe Ferdinands des Katholischen die Stellung eines Finanzministers, die er acht Jahre lang, bis zur Vertreibung der Juden aus Spanien (1492), die auch ihn betraf, zum Segen Spaniens verwaltete. Im J. 1493 kam er nach Neapel, woselbst ihn Ferdinand I. und dessen Nachfolger Alfons II. begünstigten, flüchtete mit dem letztern vor Karl VIII. nach Sizilien, lebte dann in Korfu, Monopoli, Venedig, wohin ihn eine diplomatische Mission geführt hatte. Hier starb er 1508 und ward in Padua begraben. Seine bedeutenden schriftstellerischen Leistungen sind uns überliefert in exegetischen und religionsphilosophischen Arbeiten (Kommentar zu Maimonides’ „More“, kleinere selbständige Schriften u. a.). – Isaks ältester Sohn, Juda Leon (Leo Hebräus), Arzt und Philosoph, Freund des Pico de Mirandola, verfaßte das einst vielgelesene und in verschiedene Sprachen übersetzte Buch „Dialoghi di amore“ (Rom 1535 u. öfter). Joseph, zweiter Sohn Isaks, war Arzt in Venedig und Ferrara und Samuel, dritter Sohn Isaks, geb. 1473, gest. 1550, Finanzminister des Vizekönigs Don Pedro di Toledo von Neapel, der seine Tochter der frommen und klugen Frau Abravanels, Benvenida, zur Erziehung übergab.