Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Aare“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 89
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Aare. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 8–9. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Aare (Version vom 14.04.2021)

[8] Aare (franz. Arole), der mächtigste schweizer. Nebenfluß des Rheins, entspringt in den Aargletschern (s. d.) und erreicht fast in lauter Sprüngen das Haslithal. Im 60 m hohen Handeckfall stürzt sie sich, zusammen mit dem linkerseits herbeieilenden Ärlenbach, in eine wilde Felsenschlucht. Dann zwängt sich der Strom durch eine schmale und tiefe Felsenspalte, die „finstere Schlauche“, in die offene Thalstufe von Meiringen. Hier eilen in prächtigen Stürzen die Bergbäche daher, rechts z. B. der gefährliche Alpbach in vier Absätzen, von der Linken der Reichenbach (s. d.) u. a. Dann schleicht die A. träge in [9] den Brienzer See und verläßt diesen nur, um sofort in den Thuner See zu münden. Aus den Seitenthälern des Berner Oberlands fließen ihr Lütschine und Kander zu. Bei Thun, nachdem sie den zweiten See verlassen, betritt die A. die schweizerische Hochebene, umschlingt das halbinselartig auf hohem Plateau thronende Bern, zieht vielfache Windungen durch das »Seeland«, wo ihr jetzt durch die Juragewässerkorrektion eine Ablenkung gegeben ist. Weiterhin schmiegt sie sich dem Südfuß des Jura an, den sie schließlich, unmittelbar nach Aufnahme von Reuß und Limmat, durchbricht, wenige Stunden bevor sie bei Koblenz (oberhalb Waldshut) in den Rhein mündet. Die beträchtlichsten Zuflüsse ihres Mittellaufs sind links Saane und Zihl, rechts die Große Emme. Die A. selbst ist 279,8 km lang und hat, abgesehen von Reuß und Limmat, 11,617 qkm Flußgebiet, wovon 294 qkm, d. h. 2,53 Proz., durch Gletscher eingenommen sind.