Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Äquinoktium“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 714715
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Äquinoktium. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 714–715. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:%C3%84quinoktium (Version vom 21.03.2024)

[714] Äquinoktium (lat., „Nachtgleiche“), der Zeitpunkt, wo der Mittelpunkt der Sonne beim scheinbaren Umlauf derselben um die Erde in den Äquator tritt. Da die Sonne nicht ein leuchtender Punkt ist, sondern ein größerer Körper, so kann man den Äquator selbst für diesen Tag als Tagbogen der Sonne betrachten. Dieser Tagbogen beträgt, wie auch der dazu gehörige Nachtbogen, 180°; es ist daher an jenem Tag die Sonne überall zwölf Stunden sichtbar und zwölf Stunden unsichtbar, es sind mithin Tag und Nacht von gleicher Länge. Es gibt aber zwei Äquinoktien, weil der Himmelsäquator von der Ekliptik zweimal durchschnitten wird, das erste Mal 21. März (Frühlingsäquinoktium) und das andre Mal 23. Sept. (Herbstäquinoktium). Die Punkte des Himmelsäquators, in denen dies geschieht, heißen die Äquinoktialpunkte; der eine [715] ist der Frühlingspunkt, der andre der Herbstpunkt. Von dem erstern aus zählen die Astronomen die gerade Aufsteigung und die Länge. Beide Äquinoktialpunkte sind aber einer fortdauernden langsamen Bewegung von O. nach W. unterworfen; vgl. Präzession.