Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Äquātor“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 711
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Äquātor. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 711. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:%C3%84qu%C4%81tor (Version vom 02.11.2021)

[711] Äquātor (v. lat. aequare, „gleich machen“, deutsch Gleicher), der Kreis auf der Oberfläche eines Rotationskörpers, welcher von den beiden Polen gleichweit entfernt ist. Der Erdäquator steht von den beiden Erdpolen um 90° ab, und sein Umfang beträgt 5400 geogr. Meilen, der Durchmesser desselben also 1718,87 Meilen. Man teilt ihn wie jeden Kreis in 360 Grade, ein Grad beträgt also 15 geogr. Meilen. Senkrecht durchschnitten wird der Erdäquator von den Meridianen, während mit ihm parallel die sogen. Parallelkreise gezogen werden. Der Ä. teilt die Erdoberfläche in zwei gleiche Hälften oder Hemisphären, die nördliche und die südliche, daher sein Name „Gleicher“, in der Schiffersprache „Linie“. – Der Himmelsäquator steht von den Himmelspolen überall um 90° ab; er schneidet den Horizont im Ost- und Westpunkt und liegt zur Hälfte oberhalb, zur Hälfte unterhalb des Horizonts. Ein Bewohner des Erdäquators hat den Himmelsäquator durch seinen Scheitel gehend; für einen Bewohner am Pol der Erde liegt der Himmelsäquator am Horizont. Alle Gestirne, welche im Himmelsäquator stehen, sind zwölf Stunden sichtbar und zwölf Stunden unsichtbar. Wenn die Sonne im Himmelsäquator steht (21. März und 23. Sept.), sind daher Tag und Nacht an Länge gleich. Vgl. Äquinoktium. – Der magnetische Ä. ist diejenige krumme Linie der Erdoberfläche, auf welcher die magnetische Neigungsnadel vollkommen wagerecht steht. Nördlich vom magnetischen Ä. ist das Nordende der Neigungsnadel gegen den Boden gerichtet, südlich davon das Südende. Der magnetische Ä. ist kein Kreis, sondern eine krumme Linie, welche den Erdäquator im Meerbusen von Guinea und mitten im Großen Ozean durchschneidet und die Südspitze von Arabien und Indien sowie die Südgrenze von Brasilien trifft. Während aber der Erdäquator eine feste, unverrückbare Lage besitzt, verändert der magnetische Ä. Gestalt und Lage langsam, ohne daß es jedoch bis jetzt gelungen wäre, die Ursache dieser Veränderungen und die Gesetze, nach denen sie erfolgen, zu erkennen. – Wärmeäquator wird die Linie genannt, welche die Punkte größter mittlerer Wärme auf der Erde miteinander verbindet. Streng genommen, existiert kein zusammenhängender Wärmeäquator, sondern nur eine verschieden breite Zone, innerhalb welcher die größten Jahrestemperaturen vorkommen. Diese Zone liegt meist nördlich vom Erdäquator und weist eine Durchschnittswärme von 21 bis 22° R. auf. Der Grund, weshalb der Wärmeäquator kein Kreis, sondern eine unregelmäßig gestaltete Zone ist, muß in der verschiedenen Erhebung und der ungleichen Verteilung der Festländer und Meere gesucht werden.