Ludwig II.
Ludwig II.
1.
Ein König warst Du in der Träume Land,
Dem unermeßlichen, dem weltentrückten,
Doch des Geschickes finstre Mächte drückten
Ein irdisch’ Scepter früh in Deine Hand;
Und auf die Stirne Dir ein golden’ Band,
Ach, viel zu schwer der Schwärmerstirn! – Es bückten
Die Großen sich vor Dir; den Hochbeglückten
Pries Dich das Volk, das Deinen Thron umstand.
Ein kurzer Rausch von Freundschaft, Liebe, Macht
Liest Dich erkennen, daß sie alle trügen
Und daß der Erde Glück ein eitler Tand;
Da suchtest Du in wilder Hochlandspracht
Die Einsamkeit und schriebst in Marmorzügen
Dein Traumbekenntniß an die Felsenwand.
2.
Doch ach, so hoch ragt keine Felsenwand,
Daß sie der Erde Fesseln Dich entrücke,
Und schlügst Du über Wolken Deine Brücke,
Sie trägt Dich nicht in Deiner Träume Land.
Dein Sehnen war ein ferner Inselstrand
Im blauen Meer, fern von Verrath und Tücke,
Ein Zufluchtsort, so wähntest Du, dem Glücke,
Den viele suchten und den keiner fand.
Und als im Sehnsuchtsdrang, der nimmer ruht,
Vergebens Du gespäht von Pol zu Pol,
Schon von des Wahnsinns Nacht das Haupt umwunden,
Sprangst Du verzweifelnd selber in die Fluth:
Du königlicher Taucher fahre wohl,
Ludwig fahr wohl, Du hast den Strand gefunden!
Karl Hecker.