Lafontaine’s Damenkalender auf 1800

Textdaten
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Titel: Lafontaine’s Damenkalender auf 1800
Untertitel:
aus: Friedrich Schiller:
Musen-Almanach für das Jahr 1800, S. I – VIII
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1800
Verlag: J. G. Cotta
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Erscheinungsort: Tübingen
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Quelle: HAAB Weimar, Kopie auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[I]
Lafontaine’s

Damenkalender

auf 1800.

Je günstiger die Aufnahme der beyden vorhergehenden Jahrgänge dieses Damenkalenders war, desto mehr mußten wiruns bemühen, diesem neuen Nachkömmling auch neue Vorzüge zu geben.

Was Huber, Lafontaine und Pfeffel in den vorhergehenden leisteten, das haben sie auch in diesem, nur in reichlicherem Maaße, geleistet. Ersterm verdanken wir den niedlichen Commentar zu den Kupfern, so wie „die Frau von vierzig Jahren,“ eine Lebensbeschreibung voll der unterhaltendsten und belehrendsten Scenen für das schöne Geschlecht. Die schöne [II] Darstellungsgabe, der richtige und feine Beobachtungsgeist, die die Produkte dieses berühmten Schriftstellers auszeichnen, wird man auch hier bewundern.

Lafontaine schildert uns in einer hinreissenden Erzählung die Folgen eines so gewöhnlichen, aber nichts destoweniger selten hinlänglich erwogenen Lasters – des Hochmuths.

Der ehrwürdige Pfeffel erfreute uns mit einer beträchtlichen Anzahl Gedichte, die alle das Gepräge des unnachahmlichen Dichters an sich tragen. Es war schwer, diesem schätzbaren Kleeblatt gleiche Verdienste beyzugesellen. Wir waren aber glücklicher, als wir hoffen konnten, indem die verehrungswürdige Hand, der wir Agnes von Lilien verdanken, unser Taschenbuch mit einem ähnlichen Produkt, Robert und Nanny, zierte, das viele jenem Meisterstück noch vorziehen, alle aber gewiß ihm an die Seite setzen werden. [III] Man findet sich, wenn man diesen Roman, so wie die oben angeführten von Huber und Lafontaine, liest, ins wirkliche Leben versetzt; alles ist Natur, alles reißt uns unwiderstehlich ins Interesse der handelnden Personen; man lebt nur in diesen, und je treffender die Bemerkungen sind, auf die man hier stößt, desto größer muß bey einer solchen Darstellung ihr Eindruck seyn, und desto stärker die Wirkung auf das zarte weibliche Herz, dem dieses Taschenbuch geweihet ist. Und je strenger die Auswahl der aufgenommenen Beyträge war, je mehr diese einzig und allein nur nach dem Zwecke dieses Almanachs – auf dem Wege der Unterhaltung zum Ziel der Vervollkommnung aller weiblichen Tugenden fortzuschreiten – beurtheilt wurden, desto gewisser wird nach dem Angeführten ein so edler Zweck erreicht werden. Vater Pfeffels Gedichte werden auch hiezu das Ihrige beytragen, [IV] und die übrigen poëtischen Blumen, die wir einer zweyten Sappho, die sich mit A. unterzeichnete, Conz, Haug, Wilhelmine Maisch und Matthisson verdanken, gereichen ebenfalls zur Zierde dieses Taschenbuchs.

Einen solchen innern Werth suchten wir durch das Aeußerliche zu erhöhen. Wir wählten daher die Kupfer im nämlichen Geist, wie die vorigenmale. Das Titelkupfer stellt die Cornelia, Mutter der Gracchen, dar, wie sie einer Dame, die ihre Juwelen vor ihr auskramte, ihre Kinder zeigte und sagte: dies sind meine Schätze!

Die sechs darauf folgenden Kupfer stellen die Hauptepochen des weiblichen Lebens in Kontrasten zwischen frivoler und lobenswerther Erziehung und Bildung vor.

Wenn in dem einen das Kind sich selbst überlassen ist, und die sorglose Mutter genug [V] gethan zu haben glaubt, daß sie es elegant gekleidet, modisch aufgeputzt und mit einer Menge Spielsachen versehen hat: so finden wir in dem andern die zärtliche Mutter, der die Befolgung ihrer höchsten Pflicht, für das physische und moralische Wohl ihrer Kinder zu sorgen, die größte Freude gewährt.

Im gleichen Konstraste ist das zwölfjährige Mädchen dargestellt. Hier ist das eine noch ganz mit Kinderspielen beschäftigt, ihrer jugendlichen Thätigkeit kein andrer Spielraum gegeben, als dieser; und dort hingegen unterrichtet die sorgliche Matter ihre heranwachsende Tochter selbst, und giebt ihr in gutem Beyspiel die beste Lehre.

Das mannbare Mädchen giebt noch auffallendere Konstraste. Bey dem einen hat die Erziehung nichts als die Eitelkeit erweckt, die Gefallsucht genährt, ohne die Mittel zu geben, wodurch das schöne Geschlecht [VI] immer und ewig gefallen muß. In ihrer Kleidung vermißt man den feinen Wohlstand, ihr Zimmer zeugt von der Bewohnerin desselben. Das andere hingegen ist zweckmäßig beschäftigt, ihre Kleidung erhebt ihre körperliche Schönheit, ohne ihrer weiblichen Würde etwas zu vergeben, ihr Zimmer ist das Bild der Reinlichkeit und Ordnung. Auf diese folgen:

Kindliche Pflege im Alter.

Kindliche Liebe nach dem Tode guter Eltern. Wer möchte nicht zu beyden das schöne Beispiel gegeben haben und geben!

Die zwey letzten Kupfer stellen Familienscenen vor. In der einen der weibliche Theil einer Familie durch Fleiß, Liebe und Liebesdienste verbunden, in der andern theilt der Mann mit den Seinigen weise Lehren und geistigen Genuß am Wochenbette seiner Gattin. „Mit einer Mutter,“ sagt der Commentar zu diesem [VII] Kupfer, „kommen wir durch alle Zeiten und alle Himmelsstriche und alle Sitten fort. Auf Deutschlands und Englands Bühnen hallt es wieder: Der Name Mutter ist ein Freypaß, von der Natur unterzeichnet – und auf allen Bühnen Deutschlands und zu Drury Lane, in Albions gold- und verderbenreicher Weltstadt, fließt aus hunderttausend Augen Eine und dieselbe Thräne bey diesen Worten. Eine römische Mutter zeigtest du mir zuerst, eine deutsche zuletzt, und beydemal fiel mir in den Sinn die Stelle des Dichters:

Und die Sonne Homers, siehe, sie lächelt auch uns."

Diese Kupfer sind von zween der vorzüglichsten Meister gezeichnet, und werden jeden Liebhaber und Kunstfreund erfreuen. Sie sind eben so schön von dem berühmten Heß in Düsseldorf gestochen, und für die Freunde der punktirten Manier [VIII] von Karcher und D’Argent wiederholt.

Ein geschmackvolles Aeußere ziert dieses Taschenbuch, das in dem Laufe dieses Monats in allen Buchhandlungen und Kalender-Bureaus für 2 Fl. 24 Kr. zu haben ist. Wer sich bis Ende dieses Monats unmittelbar an uns wendet, erhält gegen Vorausbezahlung das Exemplar für 2 Fl., und wer 6 Exemplare auf einmal nimmt, zahlt nur 11 Fl. Wir erbitten uns aber die Bestellungen so frühzeitig als möglich, indem bey den beyden vorhergehenden die Liebhaber nicht alle befriedigt werden konnten.

     Tübingen

den 7. Sept. 1799.

J. G. Cotta’sche Buchhandlung.